Ausgabe Januar 1996

Melo-Slap

Rebecca, 30, schaut am Strand nicht nach den Männern, sondern nach den Kindern. Die glückliche und zärtliche Beziehung zu ihrem Freund Sam reicht ihr nicht, "es fehlt noch was".

Aber er will noch kein Kind, und außerdem haben sie gerade ein Ehepaar erlebt, dessen drei Töchter jenes terroristische Verhalten an den Tag legen, das wir aus lustigen Kinderfilmen kennen: Sie fressen den Beluga-Kaviar mit den Fingern und kotzen, als er ihnen nicht bekommt, in den nagelneuen Picknickkoffer. Das Paar kämpft mit einem Problem, zu dem die Natur einen Lösungsvorschlag parat hat: Rebecca ist schwanger und in ihr erwacht jener gnadenlose Muttertrieb, der aus rührenden Melodramen bekannt ist.

Aber Sam will sich nicht fügen. Als er zum zweiten Mal ihren Ultraschalltermin vergißt, verläßt sie ihn, und da wird er durch die Sehnsucht geheilt. Er trennt sich von seinem roten Porsche zugunsten einer Familienkutsche, richtet ein Kinderzimmer ein und winselt hinter Rebeccas Freunden her, bis sie ihn zum Krankenbett vorlassen: "Ich bin total verliebt in dich, weil du das Baby kriegst" - so lautet seine scheinbare Kapitulation. Natürlich sieht Sam das nicht so, denn nun ist er wieder eins mit seiner Umwelt: Zu den Erfolgen jeder perfekten Umerziehung gehört es ja, daß das Opfer mit dem Ergebnis nicht nur zufrieden, sondern glücklich sein muß.

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In der Dezember-Ausgabe ergründet Thomas Assheuer, was die völkische Rechte mit der Silicon-Valley-Elite verbindet, und erkennt in Ernst Jünger, einem Vordenker des historischen Faschismus, auch einen Stichwortgeber der Cyberlibertären. Ob in den USA, Russland, China oder Europa: Überall bilden Antifeminismus, Queerphobie und die selektive Geburtenförderung wichtige Bausteine faschistischer Biopolitik, argumentiert Christa Wichterich. Friederike Otto wiederum erläutert, warum wir trotz der schwachen Ergebnisse der UN-Klimakonferenz nicht in Ohnmacht verfallen dürfen und die Narrative des fossilistischen Kolonialismus herausfordern müssen. Hannes Einsporn warnt angesichts weltweit hoher Flüchtlingszahlen und immer restriktiverer Migrationspolitiken vor einem Kollaps des globalen Flüchtlingsschutzes. Und die Sozialwissenschaftler Tim Engartner und Daniel von Orloff zeigen mit Blick auf Großbritannien und die Schweiz, wie wir dem Bahndesaster entkommen könnten – nämlich mit einer gemeinwohlorientierten Bürgerbahn. 

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