Ein erstaunlich großer Teil der Debatte über Israels politische Optionen, besonders in amerikanischen Kreisen, scheint davon auszugehen, daß der neue Premier Benyamin Netanyahu in Sicherheitsdingen tun kann, was ihm gefällt. Auf die arabischen Reaktionen scheint es nicht anzukommen. Netanyahu versprach im Wahlkampf Frieden plus Sicherheit, ohne Konzessionen an die Araber. Er erklärte, daß Israel die Golanhöhen ebenso wie die bestehenden Siedlungen auf der Westbank und in Hebron behalten oder sie sogar erweitern würde; daß es gegebenenfalls in den Gazastreifen zurückkehren und die Selbstmordanschläge der Hamas in Israel ebenso wie den Beschuß israelischer Dörfer durch militante Islamisten aus dem Südlibanon beenden werde. Sein Gegner Schimon Peres versprach lediglich Frieden, in Anerkennung der Tatsache, daß dafür mit territorialen und politischen Zugeständnissen an die Palästinensische Befreiungsorgansisation und an Syrien bezahlt werden müsse. Peres und sein ermordeter Vorgänger Yitzhak Rabin hatten allerdings in bezug auf die PLO eine gefährliche Linie eingeschlagen. Sie gestanden Arafat gerade soviel zu, daß er als Verhandlungspartner zu halten war, aber nicht genug, um die Palästinenser wirklich zufriedenzustellen.
In der November-Ausgabe ergründen Carolin Amlinger und Oliver Nachtwey die Anziehungskraft des demokratischen Faschismus. Frank Biess legt die historischen Vorläufer von Trumps autoritärer Wende offen – ebenso wie die Lebenslügen der Bundesrepublik. Daniel Ziblatt zieht Lehren aus der Weimarer Republik für den Umgang mit den Autokraten von heute. Annette Dittert zeigt, wie Elon Musk und Nigel Farage die britische Demokratie aus den Angeln zu heben versuchen. Olga Bubich analysiert, wie Putin mit einer manipulierten Version der russischen Geschichte seinen Krieg in der Ukraine legitimiert. Ute Scheub plädiert für die Umverteilung von Wohlstand – gegen die Diktatur der Superreichen. Sonja Peteranderl erörtert, inwiefern sich Femizide und Gewalt gegen Frauen mit KI bekämpfen lassen. Und Benjamin von Brackel und Toralf Staud fragen, ob sich der Klimakollaps durch das Erreichen positiver Kipppunkte verhindern lässt.