Ausgabe September 1996

Der DEFA-Boom

Auch 1996 ist ein kleines Film-Jubiläumsjahr: Vor fünfzig Jahren, am 17. Mai 1946 wurde die DEFA gegründet, die staatliche Filmproduktionsgesellschaft der DDR. Sie ist nach dem Ende der DDR abgewickelt worden. Zwar waren einige verbotene "Schubladenfilme" in den Dritten Programmen ausgestrahlt worden, aber eigentlich schienen die DEFA-Produktionen niemanden mehr zu interessieren. Inzwischen hat sich dies geändert - zumindest im Fernsehen, das längst die Aufgabe übernommen hat, die Kinogeschichte fortzuschreiben. Dort gibt es nicht nur häufiger Ausstrahlungen von DEFA-Filmen, sondern auch eine erstaunlich breite Auseinandersetzung mit diesem Sektor des kulturellen Erbes der DDR in Rückblicken, Features und Interviews.

Die Filmgeschichte der BRD ist im Fernsehen bislang - in ernsthaft reflektierter Weise - so ausführlich nicht aufgearbeitet worden. Die Titel dieser meist mehrteiligen Dokumentationen signalisieren Nachdenklichkeit: Es werden ein paar Filme bleiben (ORB 1995); Die gebremste Gegenwart (arte 1996); Zwischen Utopie und Wirklichkeit (MDR 1993-94); Zwischen Gefangenschaft und Ausbruch (MDR 1993-96). Es wird weder versucht, die Zensur zu verharmlosen, noch werden die kritischen Regisseure, deren Filme verboten wurden, als Dissidenten heroisiert. Eine pauschale politische Diskriminierung und künstlerische Abwertung des DDR-Films findet nicht statt.

September 1996

Sie haben etwa 34% des Textes gelesen. Um die verbleibenden 66% zu lesen, haben Sie die folgenden Möglichkeiten:

Artikel kaufen (1€)
Digitalausgabe kaufen (10€)
Anmelden

Aktuelle Ausgabe November 2025

In der November-Ausgabe ergründen Carolin Amlinger und Oliver Nachtwey die Anziehungskraft des demokratischen Faschismus. Frank Biess legt die historischen Vorläufer von Trumps autoritärer Wende offen – ebenso wie die Lebenslügen der Bundesrepublik. Daniel Ziblatt zieht Lehren aus der Weimarer Republik für den Umgang mit den Autokraten von heute. Annette Dittert zeigt, wie Elon Musk und Nigel Farage die britische Demokratie aus den Angeln zu heben versuchen. Olga Bubich analysiert, wie Putin mit einer manipulierten Version der russischen Geschichte seinen Krieg in der Ukraine legitimiert. Ute Scheub plädiert für die Umverteilung von Wohlstand – gegen die Diktatur der Superreichen. Sonja Peteranderl erörtert, inwiefern sich Femizide und Gewalt gegen Frauen mit KI bekämpfen lassen. Und Benjamin von Brackel und Toralf Staud fragen, ob sich der Klimakollaps durch das Erreichen positiver Kipppunkte verhindern lässt.

Zur Ausgabe Probeabo

Weitere Artikel zum Thema

Immer jünger, immer rechter: Teenager mit Baseballschlägern

von David Begrich

Ihre Haare sind kurz, gescheitelt und streng gekämmt. Sie zeigen den White Power- oder gar den Hitlergruß. Ist der Aufschwung der rechtsextremen Jugendszene wirklich etwas Neues – oder nur eine Fortsetzung neonazistischer Gewalt?

Maskulin und libertär

von Stefan Matern, Sascha Ruppert-Karakas

Echte Männer sind rechts“ – das auf Social Media viral gegangene Video des AfD-Politikers Maximilian Krah ist mehr als nur ein lapidares Bekenntnis zu traditionellen Familien- und Geschlechterrollen. Es ist vielmehr der strategische Versuch, junge Menschen niedrigschwellig an AfD-Positionen heranzuführen. Im provokanten Politainmentstil bespielt die Partei auf den digitalen Plattformen unpolitisch anmutende Themen rund um die Probleme und persönlichen Unsicherheiten junger Männer.