Auch 1996 ist ein kleines Film-Jubiläumsjahr: Vor fünfzig Jahren, am 17. Mai 1946 wurde die DEFA gegründet, die staatliche Filmproduktionsgesellschaft der DDR. Sie ist nach dem Ende der DDR abgewickelt worden. Zwar waren einige verbotene "Schubladenfilme" in den Dritten Programmen ausgestrahlt worden, aber eigentlich schienen die DEFA-Produktionen niemanden mehr zu interessieren. Inzwischen hat sich dies geändert - zumindest im Fernsehen, das längst die Aufgabe übernommen hat, die Kinogeschichte fortzuschreiben. Dort gibt es nicht nur häufiger Ausstrahlungen von DEFA-Filmen, sondern auch eine erstaunlich breite Auseinandersetzung mit diesem Sektor des kulturellen Erbes der DDR in Rückblicken, Features und Interviews.
Die Filmgeschichte der BRD ist im Fernsehen bislang - in ernsthaft reflektierter Weise - so ausführlich nicht aufgearbeitet worden. Die Titel dieser meist mehrteiligen Dokumentationen signalisieren Nachdenklichkeit: Es werden ein paar Filme bleiben (ORB 1995); Die gebremste Gegenwart (arte 1996); Zwischen Utopie und Wirklichkeit (MDR 1993-94); Zwischen Gefangenschaft und Ausbruch (MDR 1993-96). Es wird weder versucht, die Zensur zu verharmlosen, noch werden die kritischen Regisseure, deren Filme verboten wurden, als Dissidenten heroisiert. Eine pauschale politische Diskriminierung und künstlerische Abwertung des DDR-Films findet nicht statt.