Es sei "mit Sicherheit der Höhepunkt des Fernsehjahres", kündigte der stern an, und die Frankfurter Rundschau fand, dies sei "Fernsehen auf der höchstmöglichen Qualitätsstufe". Gemeint ist Heinrich Breloers zweiteiliger Fernsehfilm Todesspiel (ARD, 24. und 25.6.1997) über den deutschen Herbst 1977, ein dokumentarisches Fernsehspiel. Diese Spielform besteht in dem Versuch, die beiden Grundfunktionen des Fernsehmediums, Information und Unterhaltung, eng miteinander zu verknüpfen, die Fiktion in den Dienst der Fakten zu stellen, zwecks Aufklärung über einen politischen Vorfall oder gesellschaftliche Zustände. Es gehört zu den Grundkonventionen des Doku-Dramas, daß die gespielten Figuren dokumentarisch belegbare Aussagen machen, daß dieser Authentizität eine eher sachliche dramaturgische Gestaltung entspricht, und daß die Aufklärungsfunktion Vorrang hat vor dem dramatischen Element.
In diesem Film sind die Gewichte umgekehrt verteilt. Er beginnt wie ein Thriller (und folgt ähnlichen Mustern bis zum Schluß): Arbeitgeberpräsident Schleyer steigt aus seinem Privatjet und fährt im Auto nach Hause. In Parallelmontage dazwischengeschnitten werden die Vorbereitungen der RAF zu seiner Entführung. Wir sehen (nachinszeniert), was die Tagesschau damals nicht zeigen konnte, und wissen, was danach passiert ist (im Film passieren wird).