Die deutsch-amerikanischen Beziehungen sind gut, besser, am besten. Deutsche Politiker und Diplomaten betonen es, vor allem seit der Zeitenwende von 1989, derart inbrünstig, daß man mißtrauisch werden darf. Das nordatlantische Militärbündnis, das nebenbei eine politische Wertegemeinschaft war, steht heute in einem völlig veränderten geopolitischen und vor allem geoökonomischen Kontext. Politiker der Kriegs- und Flakhelfer-Generation wie Bush und Kohl haben sich noch als partners in leadership gesehen, und ältere Kulturkämpfer wie Samuel Huntington pochen auf Gemeinsamkeiten der westlichen Zivilisation gegenüber dem Islam und sog. "asiatischen Werten" . Der nachwachsenden Generation von Entscheidungsträgern in Washington, erst recht in Seattle oder Atlanta, ist die Ende der 40er Jahre geschlagene Atlantikbrücke Anathema. Jüngste US-Besuche deutscher Spitzenpolitiker wie des Bundespräsidenten Roman Herzog und des Kanzlerkandidaten in spe Gerhard Schröder sind bloß Phototermine für die deutsche Presse. Die amerikanische Öffentlichkeit nimmt davon genausowenig Notiz wie die Eliten, für die die einstigen Musterschüler der westlichen Allianz derzeit kaum mehr sind als Fußtruppen im amerikanisch geführten Marsch in die Globalökonomie.
In der Dezember-Ausgabe ergründet Thomas Assheuer, was die völkische Rechte mit der Silicon-Valley-Elite verbindet, und erkennt in Ernst Jünger, einem Vordenker des historischen Faschismus, auch einen Stichwortgeber der Cyberlibertären. Ob in den USA, Russland, China oder Europa: Überall bilden Antifeminismus, Queerphobie und die selektive Geburtenförderung wichtige Bausteine faschistischer Biopolitik, argumentiert Christa Wichterich. Friederike Otto wiederum erläutert, warum wir trotz der schwachen Ergebnisse der UN-Klimakonferenz nicht in Ohnmacht verfallen dürfen und die Narrative des fossilistischen Kolonialismus herausfordern müssen. Hannes Einsporn warnt angesichts weltweit hoher Flüchtlingszahlen und immer restriktiverer Migrationspolitiken vor einem Kollaps des globalen Flüchtlingsschutzes. Und die Sozialwissenschaftler Tim Engartner und Daniel von Orloff zeigen mit Blick auf Großbritannien und die Schweiz, wie wir dem Bahndesaster entkommen könnten – nämlich mit einer gemeinwohlorientierten Bürgerbahn.