Zwei Themen beherrschten die Debatte über Hongkongs Rückkehr unter chinesische Souveränität: Menschenrechte und Mutmaßungen über die künftige geopolitische Rolle Chinas. Beide Themen lenken von den eigentlichen politischen Problemen der Region, die den Beginn des 21. Jahrhunderts dominieren werden, völlig ab. Die gegenwärtige Debatte kreist um die Frage, ob China das Menschenrechtsverständnis westlichen Stils, wie es der letzte britische Gouverneur, Chris Patten, in Hongkong eingeführt hatte, respektieren wird. Die Antwort kann nur lauten: Nein. Diese Konzeption individueller Rechte untergräbt nicht nur das momentane chinesische Regierungssystem, sie verstößt auch gegen die politischkulturellen Vorstellungen fast der ganzen Region. Ist China die kommende Supermacht? Die Idee, daß China sich anschicke, den USA machtpolitisch den Rang streitig zu machen, geht auf einen umstrittenen Weltbankreport von 1992 zurück, der Chinas Wirtschaftswachstum mit Hilfe von Kaufkraftkategorien prognostiziert - also indem verglichen wird, was auf den örtlichen Märkten jeweils wieviel kostet. Dies ist jedoch kein angemessenes Mittel, internationale Machtvergleiche vorzunehmen.
In der Dezember-Ausgabe ergründet Thomas Assheuer, was die völkische Rechte mit der Silicon-Valley-Elite verbindet, und erkennt in Ernst Jünger, einem Vordenker des historischen Faschismus, auch einen Stichwortgeber der Cyberlibertären. Ob in den USA, Russland, China oder Europa: Überall bilden Antifeminismus, Queerphobie und die selektive Geburtenförderung wichtige Bausteine faschistischer Biopolitik, argumentiert Christa Wichterich. Friederike Otto wiederum erläutert, warum wir trotz der schwachen Ergebnisse der UN-Klimakonferenz nicht in Ohnmacht verfallen dürfen und die Narrative des fossilistischen Kolonialismus herausfordern müssen. Hannes Einsporn warnt angesichts weltweit hoher Flüchtlingszahlen und immer restriktiverer Migrationspolitiken vor einem Kollaps des globalen Flüchtlingsschutzes. Und die Sozialwissenschaftler Tim Engartner und Daniel von Orloff zeigen mit Blick auf Großbritannien und die Schweiz, wie wir dem Bahndesaster entkommen könnten – nämlich mit einer gemeinwohlorientierten Bürgerbahn.