Vor fast zwei Jahren wurde Jacques Chirac nach einer überraschenden Wahlkampagne zum Präsidenten gewählt. Um gegen Édouard Balladur anzukommen, hatte er sich genötigt gesehen, neue Wege zu beschreiten, gegen das wirtschaftliche Einheitsdenken in den Krieg zu ziehen, die Aufgabe der ausgeleierten Logik des Europaprojekts vorzuschlagen. Er hatte wie ein um die Probleme der einfachen Leute besorgter Mann der Linken sprechen müssen. Er war der Kandidat der Jungen und des Wechsels. Ein Traum schien ihn anzutreiben, und auf seinem Gesicht konnte man bei seinem Einzug ins Élysée Unglauben ablesen. Ja, er war gewählt, im dritten Anlauf, wie Mitterrand! Jetzt hieß es regieren.
Was folgte, war ein Alptraum. Ihm wurde klar, daß er sich mit seiner Kampagne übernommen hatte, daß er nicht über die Ruhe und Selbstgewißheit verfügte, das einzig zählende Problem angehen zu können: den archaischen Charakter der angestrebten Europäischen Währungsunion. Dieser alte Hut aus dem vergangenen Jahrzehnt, ursprünglich als Mittel gegen die Inflation ausgedacht und inspiriert von dem Willen, das triumphierende Deutschland nachzuahmen, hat nicht mehr den geringsten Bezug zur Wirklichkeit der 90er Jahre. Diese unterliegen einem tiefgehenden, von demographischer Kontraktion ausgelöstem Trend zur Deflation.