Ausgabe Oktober 1997

Für ein Europa der Nationen und Regionen

Supergeld - Superstaat?

Wie einen Blitz schleudert Jack Lang, der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses der französischen Nationalversammlung, sein leidenschaftliches Plädoyer für die Vereinigten Staaten von Europa den ermatteten Bürgern und Politikern Europas entgegen. Fast schon altmodisch wirken dagegen die Worte des großen englischen Politologen des 18. Jahrhunderts, Edmund Burke: "Politische Ordnungen können nicht am Reißbrett entstehen. Man muß sie wachsen lassen." Auch die Feststellung Vaclav Havels, die Regierungen könnten das geeinte Europa nicht erschaffen, wenn nicht die Unterstützung der Menschen vorliege, macht sich dagegen ein wenig beckmesserisch aus. Wir müssen jetzt konsequent den großen Sprung nach vorne wagen, meint Jack Lang. Nicht mittels einer neuen Regierungskonferenz, sondern durch eine verfassungsgebende Versammlung, die von einer geeigneten Persönlichkeit "in aller Diskretion, abseits der Fernsehkameras" vorzubereiten sei. Da werden sich die europäischen Bürger freuen, wenn ihnen die Last des eigenen Nachdenkens so bequem durch einen weisen Führer abgenommen wird! Jack Lang konstatiert, Europa verharre in seinen alten Vorstellungen, kaum fähig, sich der Zukunft zuzuwenden. Dagegen würden in den USA 60% der neuen Arbeitsplätze durch neue Unternehmen mit Spitzentechnologie geschaffen.

Oktober 1997

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