Mehr als fünf Jahre ist es her, daß die Algerierinnen und Algerier zum erster Mal an demokratischen Wahlen teilnehmen durften. Da sie sich damals mehrheitlich für die "Falschen", d.h. die islamistisch orientierte Front Islamique du Salut (FIS) entschieden, wurde die Wahl vom Militär annulliert, der zweite Wahlgang abgesagt, am 12. Februar 1992 der Ausnahmezustand verhängt und einen Monat später die FIS verboten. Seitdem befindet sich das Land im Bürgerkrieg, der nach Angaben aus internationalen Quellen mehr als 80 000 Todesopfer forderte, nach algerischen Quellen sind es mehr als doppelt so viele. Hinzu kommen Tausende von Gefolterten und "Verschwundenen" 1) Als die Militärs intervenierten, taten sie dies unter dem Motto "Keine Demokratie für die Feinde der Demokratie!", für deren Hüter sich die algerischen Streitkräfte offensichtlich halten. Tatsächlich bildet die Armee seit Erlangen der Unabhängigkeit die Quelle der Macht des algerischen Staates. Dessen Legitimität stützt sich auf die bewaffnete Aktion. Der Primat der Militärs erklärt sich aus der historischen Entwicklung. Innerhalb der Unabhängigkeitsbewegung gelang es den auf militärische Aktionen bedachten Kräften, die Oberhand zu gewinnen.
In der Dezember-Ausgabe ergründet Thomas Assheuer, was die völkische Rechte mit der Silicon-Valley-Elite verbindet, und erkennt in Ernst Jünger, einem Vordenker des historischen Faschismus, auch einen Stichwortgeber der Cyberlibertären. Ob in den USA, Russland, China oder Europa: Überall bilden Antifeminismus, Queerphobie und die selektive Geburtenförderung wichtige Bausteine faschistischer Biopolitik, argumentiert Christa Wichterich. Friederike Otto wiederum erläutert, warum wir trotz der schwachen Ergebnisse der UN-Klimakonferenz nicht in Ohnmacht verfallen dürfen und die Narrative des fossilistischen Kolonialismus herausfordern müssen. Hannes Einsporn warnt angesichts weltweit hoher Flüchtlingszahlen und immer restriktiverer Migrationspolitiken vor einem Kollaps des globalen Flüchtlingsschutzes. Und die Sozialwissenschaftler Tim Engartner und Daniel von Orloff zeigen mit Blick auf Großbritannien und die Schweiz, wie wir dem Bahndesaster entkommen könnten – nämlich mit einer gemeinwohlorientierten Bürgerbahn.