Derzeit breitet sich unter Leuten, die sich qua Amt oder Selbsteinschätzung für berufen halten, etwas über die Zukunft dieses Landes zu sagen, eine Torschlußpanik aus, die der Furcht entspringt, irgendwie könnten wir selbige Zukunft versäumen: die Zukunft, die, so hört man, im Computer, in Multimedia und natürlich im Internet liege. Gedanken wie der, daß die Gestalt des Internet keinesfalls naturgesetzlich determiniert sondern durch Handeln beeinflußbar sei, scheinen sich zu erübrigen. Dabei wäre es an der Zeit, die weithin akzeptierten Prämissen der Medien und Vernetzungsdebatte zu hinterfragen. Ist die oft repetierte Ratio der für sicher gehaltenen Konvergenz aller Medien im vernetzten Einheitsbildschirmgerät nicht doch von zu erhabener Schlichtheit: Nämlich daß alle Information durch Bitfolgen codierbar und deshalb durch ein universelles elektronisches Netz zu transportieren und an einem ensprechenden Endgerät zu konsumieren sei? All den Erzählungen von der New Frontier im Cyberspace ist die Herkunft aus puritanischer Kolonistenideologie anzumerken. Sie laufen auf eine Amputation von Leiblichkeit und Sinnlichkeit der Menschen hinaus, und es ist mehr als naiv, davon auszugehen, diese würden das bereitwillig akzeptieren.
In der Oktober-Ausgabe wertet Seyla Benhabib das ungehemmte Agieren der israelischen Regierung in Gaza als Ausdruck einer neuen Ära der Straflosigkeit. Eva Illouz ergründet, warum ein Teil der progressiven Linken auf das Hamas-Massaker mit Gleichgültigkeit reagiert hat. Wolfgang Kraushaar analysiert, wie sich Gaza in eine derart mörderische Sackgasse verwandeln konnte und die Israelsolidarität hierzulande vielerorts ihren Kompass verloren hat. Anna Jikhareva erklärt, warum die Mehrheit der Ukrainer trotz dreieinhalb Jahren Vollinvasion nicht zur Kapitulation bereit ist. Jan Eijking fordert im 80. Jubiläumsjahr der Vereinten Nationen mutige Reformen zu deren Stärkung – gegen den drohenden Bedeutungsverlust. Bernd Greiner spürt den Ursprüngen des Trumpismus nach und warnt vor dessen Fortbestehen, auch ohne Trump. Andreas Fisahn sieht in den USA einen „Vampirkapitalismus“ heraufziehen. Und Johannes Geck zeigt, wie rechte und islamistische Rapper Menschenverachtung konsumierbar machen.