Solange Politik stattfindet, werden in ihr und durch sie soziale Verhältnisse gestaltet und wird dafür über dingliche Konstellationen und Konstruktionen entschieden - auf eine Vielzahl von also politisch organisierten Menschen hin, die an dieser Gestaltung oder Machtausübung beteiligt sein sollten (Minimalbedingung von Demokratie). In diesem Sinne ist politisches Handeln immer zukunftsgerichtetes Handeln. Vorausgesetzt, daß überhaupt Handlungschancen bestehen ("Kontingenz"), sich Politik ereignen kann, verbraucht politisches Handeln Möglichkeiten ("Ressourcen"). Bestimmte Möglichkeiten werden aktualisiert und als zukünftige Chancen wahrgenommen. Andere werden dadurch hintangestellt oder ausgeschlossen. Politik als kollektiver Versuch von Menschen, ihre Gegenwart und Zukunft in dem jeweils möglichen Maß selbst zu gestalten (zu "machen" und in diesem Sinne "Macht" auszuüben) darüber vor allem auch, was möglich ist, wird gestritten -, enthält insofern immer erneut ein riskantes prometheisches Versprechen. Voraus zu denken und rechtzeitig handeln, statt epimetheusgleich immer zu spät zu kommen. Etwas ganz anderes ist es zu meinen, die Zukunft geradezu perfekt planen, also vorwegnehmen und risikikolos machen zu können.
In der November-Ausgabe ergründen Carolin Amlinger und Oliver Nachtwey die Anziehungskraft des demokratischen Faschismus. Frank Biess legt die historischen Vorläufer von Trumps autoritärer Wende offen – ebenso wie die Lebenslügen der Bundesrepublik. Daniel Ziblatt zieht Lehren aus der Weimarer Republik für den Umgang mit den Autokraten von heute. Annette Dittert zeigt, wie Elon Musk und Nigel Farage die britische Demokratie aus den Angeln zu heben versuchen. Olga Bubich analysiert, wie Putin mit einer manipulierten Version der russischen Geschichte seinen Krieg in der Ukraine legitimiert. Ute Scheub plädiert für die Umverteilung von Wohlstand – gegen die Diktatur der Superreichen. Sonja Peteranderl erörtert, inwiefern sich Femizide und Gewalt gegen Frauen mit KI bekämpfen lassen. Und Benjamin von Brackel und Toralf Staud fragen, ob sich der Klimakollaps durch das Erreichen positiver Kipppunkte verhindern lässt.