Solange Politik stattfindet, werden in ihr und durch sie soziale Verhältnisse gestaltet und wird dafür über dingliche Konstellationen und Konstruktionen entschieden - auf eine Vielzahl von also politisch organisierten Menschen hin, die an dieser Gestaltung oder Machtausübung beteiligt sein sollten (Minimalbedingung von Demokratie). In diesem Sinne ist politisches Handeln immer zukunftsgerichtetes Handeln. Vorausgesetzt, daß überhaupt Handlungschancen bestehen ("Kontingenz"), sich Politik ereignen kann, verbraucht politisches Handeln Möglichkeiten ("Ressourcen"). Bestimmte Möglichkeiten werden aktualisiert und als zukünftige Chancen wahrgenommen. Andere werden dadurch hintangestellt oder ausgeschlossen. Politik als kollektiver Versuch von Menschen, ihre Gegenwart und Zukunft in dem jeweils möglichen Maß selbst zu gestalten (zu "machen" und in diesem Sinne "Macht" auszuüben) darüber vor allem auch, was möglich ist, wird gestritten -, enthält insofern immer erneut ein riskantes prometheisches Versprechen. Voraus zu denken und rechtzeitig handeln, statt epimetheusgleich immer zu spät zu kommen. Etwas ganz anderes ist es zu meinen, die Zukunft geradezu perfekt planen, also vorwegnehmen und risikikolos machen zu können.
In der Januar-Ausgabe skizziert der Journalist David Brooks, wie die so dringend nötige Massenbewegung gegen den Trumpismus entstehen könnte. Der Politikwissenschaftler Philipp Lepenies erörtert, ob die Demokratie in den USA in ihrem 250. Jubiläumsjahr noch gesichert ist – und wie sie in Deutschland geschützt werden kann. Der Politikwissenschaftler Sven Altenburger beleuchtet die aktuelle Debatte um die Wehrpflicht – und deren bürgerlich-demokratische Grundlagen. Der Sinologe Lucas Brang analysiert Pekings neue Friedensdiplomatie und erörtert, welche Antwort Europa darauf finden sollte. Die Journalistinnen Susanne Götze und Annika Joeres erläutern, warum die Abhängigkeit von Öl und Gas Europas Sicherheit gefährdet und wie wir ihr entkommen. Der Medienwissenschaftler Roberto Simanowski erklärt, wie wir im Umgang mit Künstlicher Intelligenz unsere Fähigkeit zum kritischen Denken bewahren können. Und die Soziologin Judith Kohlenberger plädiert für eine »Politik der Empathie« – als ein Schlüssel zur Bekämpfung autoritärer, illiberaler Tendenzen in unserer Gesellschaft.