Ausgabe Februar 1998

Das Pendel schwingt zurück

Ohne effizienten Staat keine Entwicklung

Der nach 1989 weltweit durchgesetzte Kapitalismus hatte sich ökonomisch und politisch zunächst im Rahmen von Nationalstaaten 1) konstituiert. Und es sind politische Entscheidungen von Nationalstaaten, die den Prozeß der Globalisierung (besser: Internationalisierung) bestimmen - mit denen allerdings technologischen und ökonomischen Veränderungen und Interessen Rechnung getragen wird. Im folgenden soll die Frage diskutiert werden, welche Bedeutung der Nationalstaat und seine Institutionen für die Positionierung von Gesellschaften im Internationalisierungsprozeß haben. Das Hauptinteresse gilt dabei den Entwicklungsländern (EL), für welche die Internationalisierung veränderte Rahmenbedingungen nachholender Entwicklung setzt.

Internationalisierung und Standortkonkurrenz - ein Widerspruch?

Es scheint nur selten aufzufallen, daß die Beschwörung der "Globalisierung", des liberalisierten und deregulierten Weltmarktes und seiner (Sach)Zwänge einerseits und die soundsovielte Neuauflage der Standortdebatte andererseits einen eklatanten Widerspruch bilden. Dem liberalen Dogma entsprechend sollen auf dem Weltmarkt die von staatlicher Vormundschaft befreiten Wirtschaftssubjekte um niedrige Kosten, Preise und hohe Profite konkurrieren. Akteure des Weltmarkts wären demnach Einzelkapitale und nicht Staaten.

Februar 1998

Sie haben etwa 3% des Textes gelesen. Um die verbleibenden 97% zu lesen, haben Sie die folgenden Möglichkeiten:

Artikel kaufen (1€)
Digitalausgabe kaufen (10€)
Anmelden

Aktuelle Ausgabe Dezember 2025

In der Dezember-Ausgabe ergründet Thomas Assheuer, was die völkische Rechte mit der Silicon-Valley-Elite verbindet, und erkennt in Ernst Jünger, einem Vordenker des historischen Faschismus, auch einen Stichwortgeber der Cyberlibertären. Ob in den USA, Russland, China oder Europa: Überall bilden Antifeminismus, Queerphobie und die selektive Geburtenförderung wichtige Bausteine faschistischer Biopolitik, argumentiert Christa Wichterich. Friederike Otto wiederum erläutert, warum wir trotz der schwachen Ergebnisse der UN-Klimakonferenz nicht in Ohnmacht verfallen dürfen und die Narrative des fossilistischen Kolonialismus herausfordern müssen. Hannes Einsporn warnt angesichts weltweit hoher Flüchtlingszahlen und immer restriktiverer Migrationspolitiken vor einem Kollaps des globalen Flüchtlingsschutzes. Und die Sozialwissenschaftler Tim Engartner und Daniel von Orloff zeigen mit Blick auf Großbritannien und die Schweiz, wie wir dem Bahndesaster entkommen könnten – nämlich mit einer gemeinwohlorientierten Bürgerbahn. 

Zur Ausgabe Probeabo

Weitere Artikel zum Thema

Vom Proletariat zum Pöbel: Das neue reaktionäre Subjekt

von Micha Brumlik

Gewiss, es waren keineswegs nur Mitglieder der US-amerikanischen weißen Arbeiterklasse, die Donald Trump an die Macht gebracht haben. Und doch waren es auch und nicht zuletzt eben jene Arbeiter und Arbeitslosen – und genau hier liegt das eigentliche Erschrecken für die Linke.