Ausgabe Juli 1998

Das Ende der nuklearen Nichtverbreitung? Hintergründe und Folgen der Atomtests in Südasien.

Wer im Glashaus sitzt ...

Mit der Verlautbarung der indischen Regierung am 11. Mai 1998, Indien habe durch drei Atomtests „die Fähigkeit für ein Nuklearwaffenprogramm nachgewiesen“, ist die westliche Nichtverbreitungs-Politik unter der Führung der USA gescheitert. Mehr als vierzig Jahre lang hatte der Westen versucht, Nichtkernwaffenstaaten durch eine Mischung aus diplomatischen, ökonomischen und militärischen Anreizen und Drohungen davon abzuhalten, selber Atomwaffen zu entwickeln, zu produzieren oder zu stationieren. Die sechs pakistanischen Tests am 28. und 30. Mai machten noch deutlicher, daß das überragende Ziel dieser Politik, nämlich die Entstehung neuer Nuklearmächte über den Kreis der fünf unter dem nuklearen Nichtverbreitungs-Vertrag (NPT) anerkannten Mächte hinaus zu verhindern, nicht erreicht worden ist. Fast 30 Jahre nachdem der NPT zur Unterschrift ausgelegt wurde, stellen die Entscheidungen Indiens und Pakistans, sich selber zu Mitgliedern des nuklearen Clubs zu machen, die bisher größte Herausforderung für das nukleare Nichtverbreitungs-Regime dar.

In diesem Regime wurde die Existenz der drei nuklearen Schwellenmächte Indien, Israel und Pakistan nur deshalb stillschweigend toleriert, weil diese Staaten nicht dem NPT angehörten und darauf verzichteten, als Kernwaffenstaaten anerkannt zu werden.

Juli 1998

Sie haben etwa 28% des Textes gelesen. Um die verbleibenden 72% zu lesen, haben Sie die folgenden Möglichkeiten:

Artikel kaufen (1€)
Digitalausgabe kaufen (10€)
Anmelden

Aktuelle Ausgabe September 2025

In der September-Ausgabe plädiert Lea Ypi für eine Migrationsdebatte im Sinne der Aufklärungsphilosophie. Cinzia Sciuto fordert, der zunehmenden Aushöhlung des Völkerrechts mit einer entschiedenen Verteidigung desselben zu begegnen – und nicht mit Resignation und falschem Realismus. Für Georg Diez markieren die Kriegsverbrechen in Gaza und die fehlenden Reaktionen darauf einen Epochenbruch; sie stünden für nicht weniger als den Verrat des Westens an der Humanität. Herfried Münkler analysiert, wie Kriege historisch endeten und Friedenszeiten begannen und was das mit Blick auf den Ukrainekrieg bedeutet. Simone Schlindwein deckt auf, wie Russland junge Afrikanerinnen mit falschen Versprechen für die Kriegswirtschaft rekrutiert. Warum die grüne Digitalisierung ein Mythos ist und was der KI-Boom den Globalen Süden kostet, erläutern Ingo Dachwitz und Sven Hilbig. Und Eva-Maria Klinkisch sowie Markus Rieger-Ladich zeigen auf, wie Long Covid-Betroffene von der Gesellschaft und dem Gesundheitssystem systematisch ignoriert werden – und was dagegen zu tun ist. 

Zur Ausgabe Probeabo