Eine rote Backsteinmauer in Belfast, mit der weiß gepinselten Aufschrift "Time for Peace", davor ein Kind spielend. Das Photo dieser Szene ging im Jahr 1994 um die Welt. Heute ist die Realität den damaligen Hoffnungen ein erhebliches Stück näher gekommen. Am 10. April, dem Karfreitag dieses Jahres, unterzeichneten die Vertreter der nordirischen Parteien und der britischen Regierung sowie jener der Republik Irland ein Abkommen, das emphatisch als Friedensabkommen gefeiert wurde: In seinem pragmatischen Zugang zeichnet es für alle umstrittenen Bereiche zumindest handhabbare Lösungen vor. Sechs Wochen später, am 25. Mai, stimmte eine überwältigende Mehrheit der Menschen in Nordirland und in der Republik Irland bei der ersten gemeinsamen Volksbefragung seit 1918 dem Abkommen zu und verschaffte ihm eine einzigartige Legitimation. "Zeit für Frieden" - der Frieden ist in Nordirland gewiß noch nicht zum Alltag geworden. Aber es zeigen sich Umrisse einer "Infrastruktur für den Frieden" 1)
Veränderungen des Konfliktumfeldes begünstigen die Chancen auf einen Frieden für Nordirland. Inzwischen ist eine Generation von Menschen herangewachsen, die zu den Anlässen, die Ende der 60er Jahre zum Ausbruch der troubles geführt hatten, keinen unmittelbaren Bezug mehr hat.