Bei der Diskussion um die Höhe der Lohnnebenkosten ist mehr Differenzierung und Wissenschaftlichkeit und weniger Populismus angebracht. Ob sie zu hoch sind und darüber hinaus eine Absenkung mehr Beschäftigung schafft, wie von allen Parteien und Arbeitgeberverbänden behauptet wird, ist so ohne weiteres nicht eindeutig. Vor allem sind hierzu die makroökonomischen Umverteilungswirkungen, die wiederum Rückwirkungen auf Wachstum und Beschäftigung haben, zu untersuchen und entsprechend zu beachten. Ohne auf eine Erklärung von Definitionen und Abgrenzungen zwischen dem direkten leistungsbezogenen Arbeitsentgelt und den Lohnnebenkosten (die übrigens in der gesamten Literatur nicht eindeutig und klar sind) näher einzugehen, muß zunächst einmal festgestellt werden, daß die empirische Darstellung der Lohnnebenkosten als Quotenausdruck in der allgemeinen Öffentlichkeit auf einer mathematisch unechten Quote basiert. Quoten von rund 80% - bezogen auf das direkte Arbeitsentgelt - suggerieren dabei einen falschen Tatbestand. Bezieht man zur Quotenbildung dagegen richtigerweise die Lohnnebenkosten auf die Basis der gesamten Personalkosten und nicht nur wie bei der unechten Quote auf das direkte Arbeitsentgelt, so ist die Quote entsprechend geringer und wesentlich undramatischer als in der Regel dargestellt.
In der September-Ausgabe plädiert Lea Ypi für eine Migrationsdebatte im Sinne der Aufklärungsphilosophie. Cinzia Sciuto fordert, der zunehmenden Aushöhlung des Völkerrechts mit einer entschiedenen Verteidigung desselben zu begegnen – und nicht mit Resignation und falschem Realismus. Für Georg Diez markieren die Kriegsverbrechen in Gaza und die fehlenden Reaktionen darauf einen Epochenbruch; sie stünden für nicht weniger als den Verrat des Westens an der Humanität. Herfried Münkler analysiert, wie Kriege historisch endeten und Friedenszeiten begannen und was das mit Blick auf den Ukrainekrieg bedeutet. Simone Schlindwein deckt auf, wie Russland junge Afrikanerinnen mit falschen Versprechen für die Kriegswirtschaft rekrutiert. Warum die grüne Digitalisierung ein Mythos ist und was der KI-Boom den Globalen Süden kostet, erläutern Ingo Dachwitz und Sven Hilbig. Und Eva-Maria Klinkisch sowie Markus Rieger-Ladich zeigen auf, wie Long Covid-Betroffene von der Gesellschaft und dem Gesundheitssystem systematisch ignoriert werden – und was dagegen zu tun ist.