Das Hauptmerkmal des Katastrophenfilms war, als das Genre in den 60er Jahren seine erste Blüte hatte, von Susan Sontag in einem Essay The imagination of disaster als "Ästhetik der Zerstörung" beschrieben worden. Armageddon (Regie: Michael Bay, Produktion Jerry Bruckheimer), der ultimative Angriff der Mehrkanal-Tontechnik auf die Hörnerven des Publikums, ist nicht mehr Ästhetik der Gewalt, sondern gewalttätige Ästhetik.
Der Plot, soweit er nicht in den Orgien der special effects verschwindet, ist simpel: Ein riesiger Meteor (oder eine Heer von Außerirdischen oder durch Genmanipulation degenerierter Rieseninsekten oder das GodzillaMonster, was auch immer) bedroht die Erde so ultimativ, daß - so der witzig-sarkastische Offizier - "Totalschaden" zu befürchten ist. Aber sie wird natürlich gerettet, die Erde, und mit ihr einige - im Zweifel erz-konservative - menschliche Werte und Tugenden, auch wenn man Opfer in Kauf nehmen muß, zum Beispiel, in einer fernen Kolonie, die Zerstörung einer Stadt namens Paris. Zu den Neuentwicklungen des Genres auf der Schwelle zum 21. Jahrhundert gehört es, daß die Retter nicht zur traditionellen Elite der Gesellschaft gehören. Im Gegenteil, die Institutionen (Army, FBI, NASA) benehmen sich gelegentlich außerordentlich fies, sind aber lernfähig.