Die Deutung des hessischen Wahlergebnisses wird zum Austragungsgelände strategischer und taktischer Differenzen. Gerhard Schröder fordert: "In der Politik der Grünen brauchen wir mehr Fischer, weniger Trittin" und verordnet der Koalition insgesamt als "Konsequenz aus zu hohem Tempo in der Vergangenheit" "Ruhe und sorgfältige Vorbereitung" 1) Jürgen Trittin kontert mit einem Verweis auf die "zwei Optionen", die innerhalb der SPD miteinander "ringen", und beruft sich auf Oskar Lafontaines Warnung vor Gedankenspielen, "mit der FDP die Reichen immer reicher und die Armen immer ärmer zu machen". 2) Heribert Prantl konstatiert: "Den Schaden tragen die Grünen Sie, nicht die Sozialdemokraten, läßt der Wähler büßen für die ersten hundert Tage". "Grün büßt für die schlechten Zensuren, die der Bonner Koalition landauf landab nach den hundert Tagen erteilt worden sind. Das Lob, das es auch gibt, läuft eher auf die Mühlen der Sozialdemokratie." 3) Georg Fülberth rät zu Unaufgeregtheit: Hessenwahlen seien immer schon "Konter-Wahlen" gewesen, das Ergebnis sei denkbar knapp und die hessische Koalition sowieso inhaltlich am Ende gewesen. Bundespolitisch sieht Fülberth allerdings einen "Befreiungsschlag für Gerhard Schröder.
In der Oktober-Ausgabe wertet Seyla Benhabib das ungehemmte Agieren der israelischen Regierung in Gaza als Ausdruck einer neuen Ära der Straflosigkeit. Eva Illouz ergründet, warum ein Teil der progressiven Linken auf das Hamas-Massaker mit Gleichgültigkeit reagiert hat. Wolfgang Kraushaar analysiert, wie sich Gaza in eine derart mörderische Sackgasse verwandeln konnte und die Israelsolidarität hierzulande vielerorts ihren Kompass verloren hat. Anna Jikhareva erklärt, warum die Mehrheit der Ukrainer trotz dreieinhalb Jahren Vollinvasion nicht zur Kapitulation bereit ist. Jan Eijking fordert im 80. Jubiläumsjahr der Vereinten Nationen mutige Reformen zu deren Stärkung – gegen den drohenden Bedeutungsverlust. Bernd Greiner spürt den Ursprüngen des Trumpismus nach und warnt vor dessen Fortbestehen, auch ohne Trump. Andreas Fisahn sieht in den USA einen „Vampirkapitalismus“ heraufziehen. Und Johannes Geck zeigt, wie rechte und islamistische Rapper Menschenverachtung konsumierbar machen.