Ausgabe Oktober 1999

Jihad in Dagestan

Wie sich die Bilder gleichen: Da stoßen "islamische Rebellen" aus Stützpunkten in Ländern, die zu Auffanggebieten für internationale Terroristen geworden sind, über unwegsame, unkontrollierte Grenzregionen in Nachbarländer vor, besetzen dort Dörfer und schaffen sich eine Basis für weitere Aktionen. In dem einen Fall greift Aggression von Tschetschenien auf die Nachbarrepublik Dagestan über und stürzt Rußland in seine schwerste Sicherheitskrise seit dem Tschetschenienkrieg; in dem anderen Fall dringen die Insurgenten über Tadschikistan in einen zu Kirgistan gehörenden Teil des Ferganatals ein, nehmen Geiseln und lassen in allen Staaten Zentralasiens die Alarmglocken schrillen. Beide Male eskalieren lokale Terrorakte zu Kleinkriegen, in die reguläre Streitkräfte verwickelt werden, und zeigt ein begrenztes "islamistisches" Unruhepotential, das seit längerem in beiden Regionen auszumachen ist, ein erschreckendes Ausmaß an Militarisierung. Spannt sich da der Jihad vom Kaukasus bis Mittelasien? Verlagert sich gar die Dynamik des Islamismus vom Kernraum des Mittleren Ostens in den exsowjetischen kaspischen Raum?

Beide Vorfälle ereignen sich in Gebietsteilen des Nordkaukasus und Mittelasiens, der Achillesferse der jeweiligen Region.

Oktober 1999

Sie haben etwa 10% des Textes gelesen. Um die verbleibenden 90% zu lesen, haben Sie die folgenden Möglichkeiten:

Artikel kaufen (1€)
Digitalausgabe kaufen (10€)
Anmelden

Aktuelle Ausgabe September 2025

In der September-Ausgabe plädiert Lea Ypi für eine Migrationsdebatte im Sinne der Aufklärungsphilosophie. Cinzia Sciuto fordert, der zunehmenden Aushöhlung des Völkerrechts mit einer entschiedenen Verteidigung desselben zu begegnen – und nicht mit Resignation und falschem Realismus. Für Georg Diez markieren die Kriegsverbrechen in Gaza und die fehlenden Reaktionen darauf einen Epochenbruch; sie stünden für nicht weniger als den Verrat des Westens an der Humanität. Herfried Münkler analysiert, wie Kriege historisch endeten und Friedenszeiten begannen und was das mit Blick auf den Ukrainekrieg bedeutet. Simone Schlindwein deckt auf, wie Russland junge Afrikanerinnen mit falschen Versprechen für die Kriegswirtschaft rekrutiert. Warum die grüne Digitalisierung ein Mythos ist und was der KI-Boom den Globalen Süden kostet, erläutern Ingo Dachwitz und Sven Hilbig. Und Eva-Maria Klinkisch sowie Markus Rieger-Ladich zeigen auf, wie Long Covid-Betroffene von der Gesellschaft und dem Gesundheitssystem systematisch ignoriert werden – und was dagegen zu tun ist. 

Zur Ausgabe Probeabo

Weitere Artikel zum Thema