Der junge französische Filmemacher Bruno Dumont hat bislang zwei Filme gemacht: Das Leben Jesu und L'humanité, was übersetzt werden kann mit "Die Menschheit" oder "Die Menschlichkeit", aber bekanntlich auch der Name des Zentralorgans der französischen Kommunistischen Partei ist. Beide Titel setzen die Geschichte, die sie erzählen, in einen paradigmatischen Zusammenhang: Seht, so ist die Menschenwelt. Diese Welt ist eine Provinzstadt im Norden Frankreichs (in der der Regisseur geboren ist und lebt), und beide Male geht es um Verbrechen.
Im ersten Film wird ein junger Araber umgebracht, im zweiten ein kleines Mädchen vergewaltigt und getötet. Die Gründe (Rassismus, sexuelle Überfixierung) haben offensichtlich etwas zu tun mit dem Lebensgefühl einer in jeder Hinsicht marginalisierten Jugend. Sie tötet und vergewaltigt aus Langeweile, als Kompensation eines Gefühls der existentiellen Überflüssigkeit oder was immer die zuständigen Instanzen an Erklärungen zu bieten haben. In beiden Filmen erscheinen die eigentlich strafunmündigen Täter am Ende eher als verzweifelte Opfer eines unerbittlichen sozialen Prozesses der sittlichen und moralischen Verrohung und Abgestumpftheit. In diesen sozialkritischen Kriminalfilmen werden uns jedoch zentrale Krimi-Konventionen vorenthalten.