Die SPD macht mobil, könnte man meinen. Zumindest das Schlagwort, unter dem sie neulich im Berliner Willy-Brandt-Haus ihre Grundwertedebatte startete, klingt ein bisschen wie der Slogan eines Bewerbers um die Vergabe der neuen Mobilfunklizenzen: "Dialogoffensive 2000". Doch es geht um weit mehr: Die SPD verständigt sich im "Jahr eins" des neuen Jahrhunderts, im "Jahr zwei" nach der Regierungsbildung und dem Schröder/Blair-Papier über ihre Grundwerte, als da wären (nur zur Erinnerung): Freiheit, Gerechtigkeit, Solidarität. Zuoberst und zuallererst geht es um Gerechtigkeit, denn das Thema "berührt nicht nur den Kern und die Grenzen der Politik" (Wolfgang Thierse), "Gerechtigkeit war, ist und bleibt für Sozialdemokraten Herzenssache" (Wolfgang Clement). Und wie mit allen Herzensangelegenheiten, so ist es auch mit Fragen der Gerechtigkeit: Gelegentlich liegen sie einem schwer im Magen. Dann gilt es innezuhalten, mit möglichst kühlem Kopf nachzudenken, das Gespräch mit erfahrenen Leidensgenossen zu suchen und nötigenfalls den Rat guter Freunde einzuholen. Das ist es, was die SPD am 26. April 2000 in Berlin unternahm.
In der Dezember-Ausgabe ergründet Thomas Assheuer, was die völkische Rechte mit der Silicon-Valley-Elite verbindet, und erkennt in Ernst Jünger, einem Vordenker des historischen Faschismus, auch einen Stichwortgeber der Cyberlibertären. Ob in den USA, Russland, China oder Europa: Überall bilden Antifeminismus, Queerphobie und die selektive Geburtenförderung wichtige Bausteine faschistischer Biopolitik, argumentiert Christa Wichterich. Friederike Otto wiederum erläutert, warum wir trotz der schwachen Ergebnisse der UN-Klimakonferenz nicht in Ohnmacht verfallen dürfen und die Narrative des fossilistischen Kolonialismus herausfordern müssen. Hannes Einsporn warnt angesichts weltweit hoher Flüchtlingszahlen und immer restriktiverer Migrationspolitiken vor einem Kollaps des globalen Flüchtlingsschutzes. Und die Sozialwissenschaftler Tim Engartner und Daniel von Orloff zeigen mit Blick auf Großbritannien und die Schweiz, wie wir dem Bahndesaster entkommen könnten – nämlich mit einer gemeinwohlorientierten Bürgerbahn.