Ausgabe März 2000

Coole Leute mit heißen Jobs

Neue Selbständige in einer Vorreiterbranche

"Er sah sich nun einem sich ständig wandelnden Netz von Geschäftsbeziehungen unterworfen: Jeder Anruf mußte beantwortet, noch die flüchtigste Bekanntschaft ausgebaut werden. Um Aufträge zu bekommen, ist er von der Tagesordnung von Personen abhängig geworden, die in keiner Weise gezwungen sind, auf ihn einzugehen." So charakterisiert der amerikanische Soziologe Richard Sennett in seinem Buch "Der flexible Mensch" die Situation selbständiger Auftragnehmer. 1) Das traditionelle Normalarbeitsverhältnis existiert für einen wachsenden Teil der Erwerbsbevölkerung nicht mehr. Die jahrzehntelang prägenden Strukturen der Industriegesellschaft lösen sich auf. In den Fabriken verlieren Arbeiter durch den technischen Fortschritt ihre Stelle, in den Büros verliert die klassische Angestelltentätigkeit von acht bis fünf an Bedeutung. Die bunte, immer wieder unterbrochene Berufslaufbahn wird zur Regel: Die Stelle ist ohnehin nur befristet, von einem Tag auf den anderen kommt die Kündigung, aus dem Vollzeitarbeitsplatz kann plötzlich ein Teilzeitjob werden, es folgt der keineswegs immer freiwillige Sprung in die berufliche (Schein)Selbständigkeit.

Zukunftsforscher entwerfen das Szenario einer "Zwanzig zu Achtzig-Gesellschaft".

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Aktuelle Ausgabe Oktober 2025

In der Oktober-Ausgabe wertet Seyla Benhabib das ungehemmte Agieren der israelischen Regierung in Gaza als Ausdruck einer neuen Ära der Straflosigkeit. Eva Illouz ergründet, warum ein Teil der progressiven Linken auf das Hamas-Massaker mit Gleichgültigkeit reagiert hat. Wolfgang Kraushaar analysiert, wie sich Gaza in eine derart mörderische Sackgasse verwandeln konnte und die Israelsolidarität hierzulande vielerorts ihren Kompass verloren hat. Anna Jikhareva erklärt, warum die Mehrheit der Ukrainer trotz dreieinhalb Jahren Vollinvasion nicht zur Kapitulation bereit ist. Jan Eijking fordert im 80. Jubiläumsjahr der Vereinten Nationen mutige Reformen zu deren Stärkung – gegen den drohenden Bedeutungsverlust. Bernd Greiner spürt den Ursprüngen des Trumpismus nach und warnt vor dessen Fortbestehen, auch ohne Trump. Andreas Fisahn sieht in den USA einen „Vampirkapitalismus“ heraufziehen. Und Johannes Geck zeigt, wie rechte und islamistische Rapper Menschenverachtung konsumierbar machen.

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