Ausgabe Mai 2000

Eine ganz andere Weltzivilisation denken

Kaum eine Politikerrede, die nicht die Arbeitslosigkeit als eines der größten Übel unserer Gesellschaft beklagt - kein Tarifabschluß, kein Haushaltsplan, kein EU-Gipfel, der sich nicht zumindest rhetorisch in den Dienst der "Bekämpfung der Arbeitslosigkeit" stellt. Entgegen allen Beteuerungen, Bemühungen und trotz vereinzelter "Erfolge" wurde bislang weder auf dem bundesdeutschen noch auf dem europäischen Arbeitsmarkt ein Durchbruch erzielt. Bereits Anfang der 80er Jahre, zu Beginn der Massenarbeitslosigkeit, provozierte der liberale Theoretiker Ralf Dahrendorf - im Rückgriff auf Hannah Arendt - mit der These vom "Ende der Arbeitsgesellschaft". Der französische Sozialphilosoph André Gorz macht sich in seinem kürzlich auf deutsch erschienen Buch "Arbeit zwischen Misere und Utopie" (Suhrkamp) diese Formel zu eigen, um einen radikalen Perspektivwechsel einzufordern: Nicht die Misere beklagen, sondern sie offensiv nutzen. Wir danken André Gorz, daß er sich die Zeit genommen hat, die Fragen von Margund Zetzmann zu beantworten. - D. Red.

"Blätter": Die Gesellschaft zeigt Risse. Sie drängen darauf, das als Chance zu begreifen und den Bruch zu wagen.

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Aktuelle Ausgabe November 2025

In der November-Ausgabe ergründen Carolin Amlinger und Oliver Nachtwey die Anziehungskraft des demokratischen Faschismus. Frank Biess legt die historischen Vorläufer von Trumps autoritärer Wende offen – ebenso wie die Lebenslügen der Bundesrepublik. Daniel Ziblatt zieht Lehren aus der Weimarer Republik für den Umgang mit den Autokraten von heute. Annette Dittert zeigt, wie Elon Musk und Nigel Farage die britische Demokratie aus den Angeln zu heben versuchen. Olga Bubich analysiert, wie Putin mit einer manipulierten Version der russischen Geschichte seinen Krieg in der Ukraine legitimiert. Ute Scheub plädiert für die Umverteilung von Wohlstand – gegen die Diktatur der Superreichen. Sonja Peteranderl erörtert, inwiefern sich Femizide und Gewalt gegen Frauen mit KI bekämpfen lassen. Und Benjamin von Brackel und Toralf Staud fragen, ob sich der Klimakollaps durch das Erreichen positiver Kipppunkte verhindern lässt.

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