Ausgabe Mai 2000

Generation auf Widerruf

"Wähl Dir eine Generation", lautet eine beliebte Reihe in den Feuilletons deutscher Zeitungen. Nach den "89ern" (Claus Leggewie), der "Generation Berlin" (Heinz Bude) und der "Generation Golf" (Florian Illies) nun die "Generation 2000"? Vor lauter "Generation" ist von der Jugend in Deutschland kaum noch die Rede. Viele unter den heute 15- bis 24jährigen waren 1989 keine zehn Jahre alt, leben weit weg von Berlin, und die allermeisten von ihnen fahren auch nicht Golf. Jugend 2000 - eine Generation ohne Eigenschaften? Die neue ShellStudie 1) gibt für skandalisierende Schlagzeilen wenig her. Dafür um so mehr für ein Umdenken in den zentralen gesellschaftlichen Politikbereichen Arbeit, Familie und Bildung. Generationen, verstanden als Altersgruppen, die durch gemeinsame Erfahrungen zusammengehalten werden, lassen sich in Zeiten tiefgreifenden Wandels nicht leicht definieren. Eine Jugend, die sich dialogisch begreift, will sich auch nicht definieren lassen.

Die Anforderungen zunehmend globalisierter und individualisierter Gesellschaften werden von ihr pragmatisch und illusionslos erkannt.

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Aktuelle Ausgabe September 2025

In der September-Ausgabe plädiert Lea Ypi für eine Migrationsdebatte im Sinne der Aufklärungsphilosophie. Cinzia Sciuto fordert, der zunehmenden Aushöhlung des Völkerrechts mit einer entschiedenen Verteidigung desselben zu begegnen – und nicht mit Resignation und falschem Realismus. Für Georg Diez markieren die Kriegsverbrechen in Gaza und die fehlenden Reaktionen darauf einen Epochenbruch; sie stünden für nicht weniger als den Verrat des Westens an der Humanität. Herfried Münkler analysiert, wie Kriege historisch endeten und Friedenszeiten begannen und was das mit Blick auf den Ukrainekrieg bedeutet. Simone Schlindwein deckt auf, wie Russland junge Afrikanerinnen mit falschen Versprechen für die Kriegswirtschaft rekrutiert. Warum die grüne Digitalisierung ein Mythos ist und was der KI-Boom den Globalen Süden kostet, erläutern Ingo Dachwitz und Sven Hilbig. Und Eva-Maria Klinkisch sowie Markus Rieger-Ladich zeigen auf, wie Long Covid-Betroffene von der Gesellschaft und dem Gesundheitssystem systematisch ignoriert werden – und was dagegen zu tun ist. 

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