Ausgabe November 2000

Die vermarktete Universität

Der Politikwissenschaftler Graf Kielmannsegg eröffnete 1984 mit einem Referat unter der Überschrift "Adam Smith und Wilhelm von Humboldt, Überlegungen zur Frage, ob mehr Wettbewerb im deutschen Hochschulsystem wünschenswert und möglich ist" 1) auf der Ebene der Westdeutschen Rektorenkonferenz die Diskussion über ökonomische Steuerungsmechanismen im Hochschulbereich. Die seit Ende der 70er Jahre verstärkt geforderte Rückführung der normativen Steuerung erhielt durch die Ökonomisierung des Wettbewerbsbegriffs einen anderen Sinnkontext. Seither geht es nicht mehr vorrangig darum, Gestaltungsspielräume für die Entwicklung von Forschung und Lehre (wieder) herzustellen, sondern Freiräume für Steuerungsmechanismen des Marktes zu schaffen. Während von Kielmannsegg und eine größere Zahl grundsätzlicher Befürworter des marktwirtschaftlichen Wettbewerbsmodells auf die Grenzen der Übertragbarkeit hinweisen 2), existieren auch radikalere Varianten, die Konkurrenz bis hin zur Möglichkeit des Scheiterns im Konkurs fordern.

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Aktuelle Ausgabe Oktober 2025

In der Oktober-Ausgabe wertet Seyla Benhabib das ungehemmte Agieren der israelischen Regierung in Gaza als Ausdruck einer neuen Ära der Straflosigkeit. Eva Illouz ergründet, warum ein Teil der progressiven Linken auf das Hamas-Massaker mit Gleichgültigkeit reagiert hat. Wolfgang Kraushaar analysiert, wie sich Gaza in eine derart mörderische Sackgasse verwandeln konnte und die Israelsolidarität hierzulande vielerorts ihren Kompass verloren hat. Anna Jikhareva erklärt, warum die Mehrheit der Ukrainer trotz dreieinhalb Jahren Vollinvasion nicht zur Kapitulation bereit ist. Jan Eijking fordert im 80. Jubiläumsjahr der Vereinten Nationen mutige Reformen zu deren Stärkung – gegen den drohenden Bedeutungsverlust. Bernd Greiner spürt den Ursprüngen des Trumpismus nach und warnt vor dessen Fortbestehen, auch ohne Trump. Andreas Fisahn sieht in den USA einen „Vampirkapitalismus“ heraufziehen. Und Johannes Geck zeigt, wie rechte und islamistische Rapper Menschenverachtung konsumierbar machen.

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