Ausgabe November 2000

Die vermarktete Universität

Der Politikwissenschaftler Graf Kielmannsegg eröffnete 1984 mit einem Referat unter der Überschrift "Adam Smith und Wilhelm von Humboldt, Überlegungen zur Frage, ob mehr Wettbewerb im deutschen Hochschulsystem wünschenswert und möglich ist" 1) auf der Ebene der Westdeutschen Rektorenkonferenz die Diskussion über ökonomische Steuerungsmechanismen im Hochschulbereich. Die seit Ende der 70er Jahre verstärkt geforderte Rückführung der normativen Steuerung erhielt durch die Ökonomisierung des Wettbewerbsbegriffs einen anderen Sinnkontext. Seither geht es nicht mehr vorrangig darum, Gestaltungsspielräume für die Entwicklung von Forschung und Lehre (wieder) herzustellen, sondern Freiräume für Steuerungsmechanismen des Marktes zu schaffen. Während von Kielmannsegg und eine größere Zahl grundsätzlicher Befürworter des marktwirtschaftlichen Wettbewerbsmodells auf die Grenzen der Übertragbarkeit hinweisen 2), existieren auch radikalere Varianten, die Konkurrenz bis hin zur Möglichkeit des Scheiterns im Konkurs fordern.

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Aktuelle Ausgabe Dezember 2025

In der Dezember-Ausgabe ergründet Thomas Assheuer, was die völkische Rechte mit der Silicon-Valley-Elite verbindet, und erkennt in Ernst Jünger, einem Vordenker des historischen Faschismus, auch einen Stichwortgeber der Cyberlibertären. Ob in den USA, Russland, China oder Europa: Überall bilden Antifeminismus, Queerphobie und die selektive Geburtenförderung wichtige Bausteine faschistischer Biopolitik, argumentiert Christa Wichterich. Friederike Otto wiederum erläutert, warum wir trotz der schwachen Ergebnisse der UN-Klimakonferenz nicht in Ohnmacht verfallen dürfen und die Narrative des fossilistischen Kolonialismus herausfordern müssen. Hannes Einsporn warnt angesichts weltweit hoher Flüchtlingszahlen und immer restriktiverer Migrationspolitiken vor einem Kollaps des globalen Flüchtlingsschutzes. Und die Sozialwissenschaftler Tim Engartner und Daniel von Orloff zeigen mit Blick auf Großbritannien und die Schweiz, wie wir dem Bahndesaster entkommen könnten – nämlich mit einer gemeinwohlorientierten Bürgerbahn. 

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