Um das Internet ranken sich eine Reihe von teilweise recht weitreichenden ökonomischen und sozialen Verheißungen. Visionen von neuen Formen selbstbestimmter Arbeit in Unternehmen mit ausgesprochen flachen Hierarchien zählen ebenso dazu wie die Vorstellung, daß mit dem Siegeszug des Internet nahezu jedes in seinem Umfeld neugegründete Unternehmen, sei es auch noch so klein, eine reelle ökonomische Chance habe und daß diese neuen Firmen den etablierten Medien-, Handels- und Industriekonzernen der Old Economy den Rang ablaufen könnten. Was ist an allem dran? Steht eine Ablösung der Old Economy durch die - grausend möchte man sich von der Wortschöpfung abwenden - dot.coms bevor? Gibt es Anzeichen für tiefgreifende Restrukturierungen des Unternehmenssektors im Zuge der ökonomischen Aneignung des Internet? Die Euphorie rund ums Internet wurde bis zum Frühjahr 2000 maßgeblich von drei Entwicklungen gespeist: Erstens ist der kommerzielle Höhenflug des Netzes in der Tat von neugegründeten Firmen getragen worden. Die etablierten Medien-, Handels- und Industriekonzerne hatten die ökonomischen Möglichkeiten und Perspektiven des Internet, des E-commerce und des E-business, also des Internet-Einzelhandels und des Internet-Handels zwischen Unternehmen, zunächst nicht im Blick und unterschätzt.
In der Oktober-Ausgabe wertet Seyla Benhabib das ungehemmte Agieren der israelischen Regierung in Gaza als Ausdruck einer neuen Ära der Straflosigkeit. Eva Illouz ergründet, warum ein Teil der progressiven Linken auf das Hamas-Massaker mit Gleichgültigkeit reagiert hat. Wolfgang Kraushaar analysiert, wie sich Gaza in eine derart mörderische Sackgasse verwandeln konnte und die Israelsolidarität hierzulande vielerorts ihren Kompass verloren hat. Anna Jikhareva erklärt, warum die Mehrheit der Ukrainer trotz dreieinhalb Jahren Vollinvasion nicht zur Kapitulation bereit ist. Jan Eijking fordert im 80. Jubiläumsjahr der Vereinten Nationen mutige Reformen zu deren Stärkung – gegen den drohenden Bedeutungsverlust. Bernd Greiner spürt den Ursprüngen des Trumpismus nach und warnt vor dessen Fortbestehen, auch ohne Trump. Andreas Fisahn sieht in den USA einen „Vampirkapitalismus“ heraufziehen. Und Johannes Geck zeigt, wie rechte und islamistische Rapper Menschenverachtung konsumierbar machen.