Die Sehnsucht nach einem einfachen und damit transparenten Steuersystem hat eine lange Tradition. Bereits die Physiokraten um François Quesnay plädierten für eine einzige Steuer. Die von ihnen vorgeschlagene impôt unique war tatsächlich einfach, denn der Boden galt als einzige Wertschöpfungsquelle. Also hatten die Grundbesitzer (die classe propriétaire) diese Steuer aufzubringen. Allerdings musste der Versuch, diese impôt unique im Herzogtum Baden einzuführen, im aufkommenden Industriezeitalter scheitern. Da war Adam Smith mit seiner Kampftheorie gegen den Feudalismus realistischer, die er in seinem Klassiker „Wealth of Nations“ (1776) entwickelte, in dem er die Vorzüge, aber auch Grenzen der kapitalistischen Wirtschaftsweise beschrieb. Wenn es schon verschiedene Steuern, die an unterschiedlichen Vorgängen der Wirtschaft ansetzen, geben muss, so sollten wenigstens vier Grundsätze bei der Besteuerung Anwendung finden: Gleichmäßigkeit (Gerechtigkeit bei der Steuerlastverteilung), Bestimmtheit (klare und nachvollziehbare Tatbestände der Besteuerung), Billigkeit (ausreichende Ergiebigkeit gegenüber den Kosten der Erhebung) und Bequemlichkeit. Heute wird die Diskussion um die eine Steuer bzw.
In der September-Ausgabe plädiert Lea Ypi für eine Migrationsdebatte im Sinne der Aufklärungsphilosophie. Cinzia Sciuto fordert, der zunehmenden Aushöhlung des Völkerrechts mit einer entschiedenen Verteidigung desselben zu begegnen – und nicht mit Resignation und falschem Realismus. Für Georg Diez markieren die Kriegsverbrechen in Gaza und die fehlenden Reaktionen darauf einen Epochenbruch; sie stünden für nicht weniger als den Verrat des Westens an der Humanität. Herfried Münkler analysiert, wie Kriege historisch endeten und Friedenszeiten begannen und was das mit Blick auf den Ukrainekrieg bedeutet. Simone Schlindwein deckt auf, wie Russland junge Afrikanerinnen mit falschen Versprechen für die Kriegswirtschaft rekrutiert. Warum die grüne Digitalisierung ein Mythos ist und was der KI-Boom den Globalen Süden kostet, erläutern Ingo Dachwitz und Sven Hilbig. Und Eva-Maria Klinkisch sowie Markus Rieger-Ladich zeigen auf, wie Long Covid-Betroffene von der Gesellschaft und dem Gesundheitssystem systematisch ignoriert werden – und was dagegen zu tun ist.