Ausgabe Juni 2001

Demokratisch, praktisch gut?

Das Europa der Regionen und die Osterweiterung

Das "Europa der Regionen", so scheint es, ist das Europa der Zukunft. Der traditionelle europäische Nationalstaat kann die Aufgaben, die ihn einst charakterisierten, nicht mehr ausreichend erfüllen: Er wird durch gleichzeitige Entwicklungen wie die wirtschaftliche Globalisierung und die zunehmenden internationalen sozialen, ökologischen und (sicherheits-)politischen Interdependenzen von oben sowie durch die regionalistischen Bewegungen von unten in Frage gestellt: In der Folge gibt er Kompetenzen an die Europäische Union und die Regionen ab und ist nur noch ein Akteur im DreiEbenen-System der EU. Evidenzen für diese Veränderungen in Richtung eines "Europa der Regionen" gäbe es, so meinen jedenfalls die zahlreichen Vertreter dieser Interpretation des europäischen Einigungsprozesses, genug: Haben nicht viele EU-Mitgliedsstaaten in den letzten Jahren auf die Forderungen der regionalistischen Bewegungen reagiert und Kompetenzen an die Regionen abgegeben bzw.

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In der November-Ausgabe ergründen Carolin Amlinger und Oliver Nachtwey die Anziehungskraft des demokratischen Faschismus. Frank Biess legt die historischen Vorläufer von Trumps autoritärer Wende offen – ebenso wie die Lebenslügen der Bundesrepublik. Daniel Ziblatt zieht Lehren aus der Weimarer Republik für den Umgang mit den Autokraten von heute. Annette Dittert zeigt, wie Elon Musk und Nigel Farage die britische Demokratie aus den Angeln zu heben versuchen. Olga Bubich analysiert, wie Putin mit einer manipulierten Version der russischen Geschichte seinen Krieg in der Ukraine legitimiert. Ute Scheub plädiert für die Umverteilung von Wohlstand – gegen die Diktatur der Superreichen. Sonja Peteranderl erörtert, inwiefern sich Femizide und Gewalt gegen Frauen mit KI bekämpfen lassen. Und Benjamin von Brackel und Toralf Staud fragen, ob sich der Klimakollaps durch das Erreichen positiver Kipppunkte verhindern lässt.

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