Ausgabe Juni 2001

Ohne Gnade

Daß das Thema heikel ist, erfuhr RTL schon vor der Ausstrahlung: Durch Unterlassungsanträge sollte die Sendung des Fernsehspiels Todesstrafe - Ein Deutscher hinter Gittern (16.5.2001) verhindert werden. Eine vermutete zu große Ähnlichkeit der fiktiven Erzählung mit seinem realen Fall könnte, so befürchtete der seit 1988 in Miami auf seine Hinrichtung wartende mutmaßliche Mörder Dieter Riechmann, das Wiederaufnahmeverfahren negativ beeinflussen. Seine Reaktion beweist: Die erzählte Geschichte ist aktuell und politisch brisant. Corinna, eine junge und karrierebewußte Reporterin, erhält den Auftrag, den in der Todeszelle einsitzenden Deutschen Klaus Jansen zu interviewen und daraus eine Artikelserie zu machen. Jansen hat angeblich vor sieben Jahren seine Frau ermordet und soll aufgrund eines Indizienurteils in einer Woche hingerichtet werden. Er beteuert seine Unschuld, aber Hinweise, die zu seinen Gunsten gewertet werden könnten, erschienen dem Gericht nur als Maßnahmen des Täters zur Irreführung der Polizei.

Der Fortgang scheint klar: Corinna beginnt, an Jansens Unschuld zu glauben, ein persönliches Verhältnis entsteht, und statt der Reportage schreibt sie das Gnadengesuch. Aber von nun an läuft es anders als erwartet. Der eindeutige Unschuldsbeweis taucht nicht auf, der Todeskandidat wird hingerichtet.

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In der Dezember-Ausgabe ergründet Thomas Assheuer, was die völkische Rechte mit der Silicon-Valley-Elite verbindet, und erkennt in Ernst Jünger, einem Vordenker des historischen Faschismus, auch einen Stichwortgeber der Cyberlibertären. Ob in den USA, Russland, China oder Europa: Überall bilden Antifeminismus, Queerphobie und die selektive Geburtenförderung wichtige Bausteine faschistischer Biopolitik, argumentiert Christa Wichterich. Friederike Otto wiederum erläutert, warum wir trotz der schwachen Ergebnisse der UN-Klimakonferenz nicht in Ohnmacht verfallen dürfen und die Narrative des fossilistischen Kolonialismus herausfordern müssen. Hannes Einsporn warnt angesichts weltweit hoher Flüchtlingszahlen und immer restriktiverer Migrationspolitiken vor einem Kollaps des globalen Flüchtlingsschutzes. Und die Sozialwissenschaftler Tim Engartner und Daniel von Orloff zeigen mit Blick auf Großbritannien und die Schweiz, wie wir dem Bahndesaster entkommen könnten – nämlich mit einer gemeinwohlorientierten Bürgerbahn. 

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