Seit Junichiro Koizumis Wahl zum Vorsitzenden der Liberaldemokratischen Partei (LDP) und Premierminister scheint in der japanischen Politik nichts mehr so, wie es war. Die Medien feierten Koizumis Sieg als revolutionär. Seit Wochen beherrscht das Thema Reformen, mit dem er sich um den LDP-Vorsitz beworben hatte, die Schlagzeilen der wichtigsten Tageszeitungen. Auch die Wähler zeigten überwältigendes Vertrauen zu Koizumi; in einer Meinungsumfrage der Tageszeitung "Yomiuri Shinbun" erklärten 87% der Befragten ihre Unterstützung für das neu gebildete Kabinett. Das ist die höchste Zustimmungsrate für eine neue Regierung seit 1945. 1)
Eine Wende?
Ist die Popularität des Premierministers lediglich einem anfänglichen Enthusiasmus für eine neue Regierung geschuldet? Oder kann man nach der Amtsübernahme Koizumis in der Tat von einer Wende in Japans Politik sprechen? Die Umstände von Koizumis Wahl zum Vorsitzenden der seit 1955 nahezu ununterbrochen regierenden LDP unterscheiden sich zumindest erheblich von der bisherigen Parteipraxis, und auch seine Agenda weicht von der LDP-Linie ab. Vor allem aber weckt sein Ziel, "Verändert Japan, verändert die LDP", vielerorts Hoffnung auf die angesichts politischer Stagnation lang ersehnte Wende.