"Eine Familien mit zwei Kindern muss über 2 700 Mark verdienen, um sich mit Arbeit besser zu stehen als mit Sozialhilfe. Warum sollen die Eltern schlechter bezahlte Jobs annehmen, wenn keine Konsequenzen drohen?" So fragte die "Süddeutsche Zeitung" (3.5.2001). Ja - warum eigentlich? Die "Bild"-Zeitung (1.9.2000) bot bereits vor einiger Zeit die entsprechende Antwort: "Wer arbeitet, ist blöd!" Seit Jahren wird die Ansicht als Einsicht fortgeschrieben: Arbeit lohnt nicht, weil die Sozialleistungen zu hoch sind. Legaler Zuverdienst ist kaum möglich, da das meiste davon eh von der Sozialhilfe abgeht. Der Weg zurück in Lohn und Brot ist beschwerlich; darum bleibt man in der Sozialhilfe sitzen, bringt sich um längerfristige Aufstiegsmöglichkeiten. Immerhin, der Begriff "Armutsfalle" der sich dafür eingebürgert hat, signalisiert, daß dies nicht die reine Wonne sein kann. Man lebt nahe der Armut oder, wie es amtlich-verschämt heißt, in "bekämpfter Armut".
Je nach Weltanschauung und Geschmack werden dafür wahlweise die Sozialgesetze oder die Sozialhilfebezieher verantwortlich gemacht. Entweder die Verhältnisse sind irrational oder die Sozialhilfebezieher faul. Oder beides.