Ausgabe August 2002

Bildung zwischen Picht und Pisa

Seit von Bildungsforschung und Bildungsplanung ernsthaft gesprochen werden kann, geistert das Unbehagen an den Institutionen und Inhalten von Erziehung, Ausbildung und Bildung durch die Korridore von Universitäten und Ministerien. Von Picht 1) bis Pisa führt eine Spur unrühmlicher Versäumnisse und politischer Gleichgültigkeit. Alle Anläufe, das Bildungssystem der Bundesrepublik einer radikalen, d.h. grundsätzlichen und elementaren Revision zu unterziehen, sind letztendlich an der parteipolitischen und ideologischen Borniertheit staatlich lizensierter Reformkommissionen und Renovierungsbeauftragter gescheitert. Wie sollte es auch anders sein, war doch schon das Gespenst der integrierten Gesamtschule über Jahre Feindbild genug, um mit Klauen und Zähnen das Überkommene - die Dreigliedrigkeit der Schule - zu verteidigen. Bis in die 60er Jahre ließ sich nicht einmal ohne weiterreichende Verdächtigungen der Koedukation das Wort reden.

Und noch der Deutsche Ausschuss für das Erziehungsund Bildungswesen tümelte derart beflissen im bildungsbürgerlichen Idyll, dass seine Empfehlungen heute als Realsatire gelesen werden können. 2) Der erste politische Versuch, in der Bundesrepublik eine systematische Revision von Schule und Ausbildung zu etablieren, findet sich im Bildungsbericht der Bundesregierung von 1970.

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