Ausgabe Februar 2002

Afghanistan nach Petersberg

Die amtierende Regierung Afghanistans kam am 5. Dezember 2001 unter der Federführung der UN auf dem Petersberg bei Bonn zustande. Die Bundesregierung war nicht nur Gastgeber der vier afghanischen Delegationen und der zahlreichen internationalen Beobachter, sondern hatte auch als erste einen Sieben-Punkte-Plan zur Zukunft Afghanistans vorgelegt. Vertreten waren Monarchisten und Mudschaheddinführer, die sich aus dem langjährigen Bürgerkrieg kannten: die Rom-Gruppe mit den Anhängern von Ex-König Sahir, darunter Schwiegersohn und Enkel, die Nordallianz mit den Mudschaheddin von der Dschamiat-Islami des damaligen Präsidenten Burhanuddin Rabbani, die Zypern-Gruppe unter der Leitung von Humayun Dscharir, einem Schwiegersohn des kaum von den Taliban zu unterscheidenden Fundamentalisten Gulbuddin Hekmatyar, der erst kürzlich in einem "Spiegel"-Interview Osama Bin Laden als einen guten Kumpel bezeichnet hat, und die Peschawar-Gruppe unter der Leitung von Abdul Hamid Gailani, Sohn des Aristokraten und Mudschaheddinführers Sayed Ahmed Gailani, ebenfalls Verwandter von Sahir Schah.

Es waren größtenteils die Kräfte versammelt, die 1992-96 an der Zerstörung Kabuls tatkräftig mitgewirkt haben, wobei an die 50 000 Zivilisten umkamen. Unter den internationalen Beobachtern waren allein die Vereinigten Staaten mit 20 Personen vertreten.

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