Ausgabe Februar 2002

Afghanistans Nachbarschaft

Zur Entwicklung der zentralasiatischen Staaten

Zu einem Zeitpunkt, als fünf aus dem Zerfall der Sowjetunion hervorgegangene Staaten Zentralasiens den zehnten Jahrestag ihrer Unabhängigkeit begingen, geriet die Region durch die Entwicklungen seit dem 11. September schlagartig ins Blickfeld der Weltöffentlichkeit. Schon zuvor war sie überwiegend im Zusammenhang mit "Geopolitik" wahrgenommen worden. Prognosen und Spekulationen über "märchenhaften Rohstoffreichtum" und Auseinandersetzungen über Pipeline-Routen aus dem kaspischen Raum hatten Schlagworte wie "New Great Game" und "neue Seidenstraße" provoziert. Bei aller Bedeutung, die von Moskau bis Washington, von Brüssel bis Tokio externen Interessen an oder Einflußkonkurrenz in der Region zugeschrieben wird, sollte nicht übersehen werden, daß sich die Konstellation zwischen externen Einflüssen und endogenen politischen Kräften seit den Zeiten des historischen "Great Game" grundlegend gewandelt hat. Das Schlagwort vom "neuen großen Spiel" suggerierte mit einer fragwürdigen historischen Analogie eine Mächtekonkurrenz um die Verfügung über Territorien wie in Hoch-Zeiten des Imperialismus. 1) Der Charakter der regionalen Länder ist heute ein ganz anderer als damals, als hier noch keine Nationalstaaten mit einer einheimischen politischen Elite existierten.

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In der Oktober-Ausgabe wertet Seyla Benhabib das ungehemmte Agieren der israelischen Regierung in Gaza als Ausdruck einer neuen Ära der Straflosigkeit. Eva Illouz ergründet, warum ein Teil der progressiven Linken auf das Hamas-Massaker mit Gleichgültigkeit reagiert hat. Wolfgang Kraushaar analysiert, wie sich Gaza in eine derart mörderische Sackgasse verwandeln konnte und die Israelsolidarität hierzulande vielerorts ihren Kompass verloren hat. Anna Jikhareva erklärt, warum die Mehrheit der Ukrainer trotz dreieinhalb Jahren Vollinvasion nicht zur Kapitulation bereit ist. Jan Eijking fordert im 80. Jubiläumsjahr der Vereinten Nationen mutige Reformen zu deren Stärkung – gegen den drohenden Bedeutungsverlust. Bernd Greiner spürt den Ursprüngen des Trumpismus nach und warnt vor dessen Fortbestehen, auch ohne Trump. Andreas Fisahn sieht in den USA einen „Vampirkapitalismus“ heraufziehen. Und Johannes Geck zeigt, wie rechte und islamistische Rapper Menschenverachtung konsumierbar machen.

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