Ausgabe Februar 2002

Afghanistans Nachbarschaft

Zur Entwicklung der zentralasiatischen Staaten

Zu einem Zeitpunkt, als fünf aus dem Zerfall der Sowjetunion hervorgegangene Staaten Zentralasiens den zehnten Jahrestag ihrer Unabhängigkeit begingen, geriet die Region durch die Entwicklungen seit dem 11. September schlagartig ins Blickfeld der Weltöffentlichkeit. Schon zuvor war sie überwiegend im Zusammenhang mit "Geopolitik" wahrgenommen worden. Prognosen und Spekulationen über "märchenhaften Rohstoffreichtum" und Auseinandersetzungen über Pipeline-Routen aus dem kaspischen Raum hatten Schlagworte wie "New Great Game" und "neue Seidenstraße" provoziert. Bei aller Bedeutung, die von Moskau bis Washington, von Brüssel bis Tokio externen Interessen an oder Einflußkonkurrenz in der Region zugeschrieben wird, sollte nicht übersehen werden, daß sich die Konstellation zwischen externen Einflüssen und endogenen politischen Kräften seit den Zeiten des historischen "Great Game" grundlegend gewandelt hat. Das Schlagwort vom "neuen großen Spiel" suggerierte mit einer fragwürdigen historischen Analogie eine Mächtekonkurrenz um die Verfügung über Territorien wie in Hoch-Zeiten des Imperialismus. 1) Der Charakter der regionalen Länder ist heute ein ganz anderer als damals, als hier noch keine Nationalstaaten mit einer einheimischen politischen Elite existierten.

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Aktuelle Ausgabe September 2025

In der September-Ausgabe plädiert Lea Ypi für eine Migrationsdebatte im Sinne der Aufklärungsphilosophie. Cinzia Sciuto fordert, der zunehmenden Aushöhlung des Völkerrechts mit einer entschiedenen Verteidigung desselben zu begegnen – und nicht mit Resignation und falschem Realismus. Für Georg Diez markieren die Kriegsverbrechen in Gaza und die fehlenden Reaktionen darauf einen Epochenbruch; sie stünden für nicht weniger als den Verrat des Westens an der Humanität. Herfried Münkler analysiert, wie Kriege historisch endeten und Friedenszeiten begannen und was das mit Blick auf den Ukrainekrieg bedeutet. Simone Schlindwein deckt auf, wie Russland junge Afrikanerinnen mit falschen Versprechen für die Kriegswirtschaft rekrutiert. Warum die grüne Digitalisierung ein Mythos ist und was der KI-Boom den Globalen Süden kostet, erläutern Ingo Dachwitz und Sven Hilbig. Und Eva-Maria Klinkisch sowie Markus Rieger-Ladich zeigen auf, wie Long Covid-Betroffene von der Gesellschaft und dem Gesundheitssystem systematisch ignoriert werden – und was dagegen zu tun ist. 

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