Ausgabe Januar 2002

Japan im Bündnisfall

Am 8. September 1951 erhielt Ostasien durch den Friedensvertrag von San Francisco eine neue Ordnung, die über ein halbes Jahrhundert fortbestand. Kern dieser Ordnung ist der zusammen mit dem Friedensvertrag unterzeichnete japanisch-amerikanische Sicherheitspakt. Er garantierte lange die Verteidigung Japans gegen einen Angriff der Sowjetunion, sicherte die Präsenz amerikanischer Streitkräfte in der Region und gab damit den Anrainerstaaten das Gefühl, unter dem militärischen Schutzschirm der global stärksten Militärmacht zu stehen. Niemals kam jemand in Japan auf den Gedanken, man könnte einmal selbst als Bündnispartner der USA gefordert sein, wenn diese zum Ziel eines feindlichen Angriffs würden. So gibt es im japanisch-amerikanischen Sicherheitsvertrag bis heute keine Bestimmung, die einen Beistand Japans für die USA vorsieht, also den "Bündnisfall", wie in Artikel 5 des NATO-Vertrags formuliert.

Fast auf den Tag genau 50 Jahre nach der Unterzeichnung des Friedensvertrags von San Francisco und dem Abschluss des japanischamerikanischen Sicherheitsvertrags, am 11. September 2001, ist das Unvorhergesehene nun jedoch eingetreten: Die USA sind Opfer eines feindlichen Angriffs geworden.

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In der Dezember-Ausgabe ergründet Thomas Assheuer, was die völkische Rechte mit der Silicon-Valley-Elite verbindet, und erkennt in Ernst Jünger, einem Vordenker des historischen Faschismus, auch einen Stichwortgeber der Cyberlibertären. Ob in den USA, Russland, China oder Europa: Überall bilden Antifeminismus, Queerphobie und die selektive Geburtenförderung wichtige Bausteine faschistischer Biopolitik, argumentiert Christa Wichterich. Friederike Otto wiederum erläutert, warum wir trotz der schwachen Ergebnisse der UN-Klimakonferenz nicht in Ohnmacht verfallen dürfen und die Narrative des fossilistischen Kolonialismus herausfordern müssen. Hannes Einsporn warnt angesichts weltweit hoher Flüchtlingszahlen und immer restriktiverer Migrationspolitiken vor einem Kollaps des globalen Flüchtlingsschutzes. Und die Sozialwissenschaftler Tim Engartner und Daniel von Orloff zeigen mit Blick auf Großbritannien und die Schweiz, wie wir dem Bahndesaster entkommen könnten – nämlich mit einer gemeinwohlorientierten Bürgerbahn. 

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