Ausgabe Juni 2002

Nach dem Dritten Weg

Rund drei Jahre sind vergangen, seit Tony Blair und Gerhard Schröder im Frühsommer des Jahres 1999 jenen Text ("Schröder/ Blair-Papier") veröffentlichten, der für erhebliche Aufregung und Empörung des linken Flügels der Sozialdemokratie sowie der Gewerkschaften sorgte. Das Konzept des Dritten Weges sollte die zur Regierungsmacht gelangten europäischen Sozialdemokratien mit einer ausreichenden programmatischen Basis versorgen. Zugleich galt es zu demonstrieren, dass ein länderübergreifendes sozialdemokratisches Projekt im Entstehen begriffen ist, welches über das Potenzial verfügt, das Ende der konservativen Ära dauerhaft zu besiegeln sowie politischen und intellektuellen Führungsanspruch zu erheben. Labour Party und SPD führen heute noch Regierungen an - erstere sogar weitgehend unangefochten.

Der Kandidat der französischen Sozialisten hingegen, lange Zeit als "linke" Alternative zum marktfreundlichen Dritten Weg gehandelt, wurde jüngst bei den Präsidentschaftswahlen förmlich aus der Politik gefegt. Haben Schröder und Blair also den richtigen Weg gewiesen? Das wäre wohl ein Fehlschluss. Denn längst ist es eigentümlich still geworden um den Dritten Weg.

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In der Dezember-Ausgabe ergründet Thomas Assheuer, was die völkische Rechte mit der Silicon-Valley-Elite verbindet, und erkennt in Ernst Jünger, einem Vordenker des historischen Faschismus, auch einen Stichwortgeber der Cyberlibertären. Ob in den USA, Russland, China oder Europa: Überall bilden Antifeminismus, Queerphobie und die selektive Geburtenförderung wichtige Bausteine faschistischer Biopolitik, argumentiert Christa Wichterich. Friederike Otto wiederum erläutert, warum wir trotz der schwachen Ergebnisse der UN-Klimakonferenz nicht in Ohnmacht verfallen dürfen und die Narrative des fossilistischen Kolonialismus herausfordern müssen. Hannes Einsporn warnt angesichts weltweit hoher Flüchtlingszahlen und immer restriktiverer Migrationspolitiken vor einem Kollaps des globalen Flüchtlingsschutzes. Und die Sozialwissenschaftler Tim Engartner und Daniel von Orloff zeigen mit Blick auf Großbritannien und die Schweiz, wie wir dem Bahndesaster entkommen könnten – nämlich mit einer gemeinwohlorientierten Bürgerbahn. 

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