Ausgabe August 2003

Totgesagte leben länger

Zur antizipatorischen Rolle der Neuen Arbeit

Vor drei Jahren noch schien ihr Siegeszug unaufhaltsam: ein anhaltender Strom von Innovationen, eine Welle von Unternehmensneugründungen und eine zunehmende Anzahl von Börsengängen zeugten vom stürmischen Aufbruch der New Economy. Junge Unternehmensgründer wurden zu Börsenstars, New-Economy-Unternehmer begannen, selbst große Firmen der Old Economy aufzukaufen, und zweistellige Raten des Unternehmenswachstums galten in der Branche als selbstverständlich. Auch die Arbeitswelt blieb nicht unberührt. Eine neue Kultur der Arbeit schien sich mit dem Aufblühen der Start-ups Bahn zu brechen. Die Arbeitspolitik in den Unternehmen der Old Economy erschien plötzlich als überholt und "von gestern". Vor allem weckte die New Economy Hoffnung auf neue Arbeitsplätze. Die Neue Wirtschaft galt bald als job machine, die von Monat zu Monat ihr Personal aufstockte. Mehr noch: Der Hunger der Neuen Ökonomie nach hoch qualifizierten Arbeitskräften konnte offenbar gar nicht gestillt werden. Branchenvertreter beklagten lauthals, dass 75000 Arbeitsplätze nicht besetzt werden könnten und dass durch diesen Fachkräftemangel weitere Wachstums- und Beschäftigungschancen verloren gingen.

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Aktuelle Ausgabe September 2025

In der September-Ausgabe plädiert Lea Ypi für eine Migrationsdebatte im Sinne der Aufklärungsphilosophie. Cinzia Sciuto fordert, der zunehmenden Aushöhlung des Völkerrechts mit einer entschiedenen Verteidigung desselben zu begegnen – und nicht mit Resignation und falschem Realismus. Für Georg Diez markieren die Kriegsverbrechen in Gaza und die fehlenden Reaktionen darauf einen Epochenbruch; sie stünden für nicht weniger als den Verrat des Westens an der Humanität. Herfried Münkler analysiert, wie Kriege historisch endeten und Friedenszeiten begannen und was das mit Blick auf den Ukrainekrieg bedeutet. Simone Schlindwein deckt auf, wie Russland junge Afrikanerinnen mit falschen Versprechen für die Kriegswirtschaft rekrutiert. Warum die grüne Digitalisierung ein Mythos ist und was der KI-Boom den Globalen Süden kostet, erläutern Ingo Dachwitz und Sven Hilbig. Und Eva-Maria Klinkisch sowie Markus Rieger-Ladich zeigen auf, wie Long Covid-Betroffene von der Gesellschaft und dem Gesundheitssystem systematisch ignoriert werden – und was dagegen zu tun ist. 

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