Durch die Streiks der Hafenarbeiter und der Gebäudereiniger sorgten die US-Gewerkschaften kürzlich wieder für Schlagzeilen. Mit den Aktionen setzt sich eine strategische Neuausrichtung in der zuvor totgeglaubten Gewerkschaftsbewegung fort, die zu Beginn der 90er Jahre in einigen Einzelgewerkschaften ihren Anfang nahm und mit der Wahl von John Sweeney – dem damaligen Präsidenten der Service Employees International Union (SEIU) – und seinem New Voice-Team 1995 an die Spitze des Dachverbandes AFL-CIO ihren zwischenzeitlichen Höhepunkt fand. Seitdem greifen die Gewerkschaften wieder auf Konfliktstrategien zurück, teilweise ähnlich denen, die schon den Erfolg des CIO in den 146 Kommentare und Berichte Blätter für deutsche und internationale Politik 2/2003 30er Jahren begründeten. Im Zentrum steht dabei die vermehrte Organisierung neuer Mitglieder bzw. der Versuch, mittels integrativer Kampagnen (corporate campaigns) Aktivitäten in verschiedenen Bereichen zu verbinden und den obligatorischen Wahlprozess unter Aufsicht des NLRB (National Labor Relations Board) – und damit die rigide Arbeitsgesetzgebung aus der Zeit des New Deals – zur gewerkschaftlichen Vertretung in den Betrieben zu umgehen.
In der Oktober-Ausgabe wertet Seyla Benhabib das ungehemmte Agieren der israelischen Regierung in Gaza als Ausdruck einer neuen Ära der Straflosigkeit. Eva Illouz ergründet, warum ein Teil der progressiven Linken auf das Hamas-Massaker mit Gleichgültigkeit reagiert hat. Wolfgang Kraushaar analysiert, wie sich Gaza in eine derart mörderische Sackgasse verwandeln konnte und die Israelsolidarität hierzulande vielerorts ihren Kompass verloren hat. Anna Jikhareva erklärt, warum die Mehrheit der Ukrainer trotz dreieinhalb Jahren Vollinvasion nicht zur Kapitulation bereit ist. Jan Eijking fordert im 80. Jubiläumsjahr der Vereinten Nationen mutige Reformen zu deren Stärkung – gegen den drohenden Bedeutungsverlust. Bernd Greiner spürt den Ursprüngen des Trumpismus nach und warnt vor dessen Fortbestehen, auch ohne Trump. Andreas Fisahn sieht in den USA einen „Vampirkapitalismus“ heraufziehen. Und Johannes Geck zeigt, wie rechte und islamistische Rapper Menschenverachtung konsumierbar machen.