Ausgabe Februar 2003

Pisa: Vorkämpfer gesucht

Ein Begriff hat in der deutschen Innenpolitik derzeit Hochkonjunktur: Reform. Hinter diesem verheißungsvollen Wort verbirgt sich in der Regel jedoch nicht die Suche nach neuen demokratiegerechten Formen. Im Gegenteil: Auf dem Arbeitsmarkt, in der Gesundheitspolitik, in der Kulturpolitik ist es das erklärte Ziel staatlicher Reformen, Kosten zu sparen, bzw. sie auf den Einzelnen abzuwälzen. Die Formel, die für diese Reformmaßnahmen – missbräuchlich – benutzt wird, heißt: Stärkung der Eigenverantwortung. Auch beim vierten innenpolitischen „Megathema“ taucht der Reformbegriff in jeder Rede, in jedem offiziellen Papier auf: Bildungspolitik ist angeblich „in“.

Doch wie viel Reform darf es denn wirklich sein? Über ein Jahr nach der Veröffentlichung von Pisa 2000 und wenige Monate nach dem Wahlkampfschlager der Bayern, der Länderuntersuchung mit dem Kürzel Pisa E, ist der „Schock“, von dem Politik und Medien wochenlang gelebt haben, verflogen. Die beiden Studien, die im internationalen und im bundesweiten Vergleich die Kompetenzen von 15jährigen Jugendlichen getestet haben, wurden von der Politik vereinnahmt. Die Kultusministerinnen und Kultusminister haben die Reihen fest geschlossen und „alles im Griff“.

Sie haben etwa 12% des Textes gelesen. Um die verbleibenden 88% zu lesen, haben Sie die folgenden Möglichkeiten:

Artikel kaufen (1€)
Digitalausgabe kaufen (10€)
Anmelden

Aktuelle Ausgabe Dezember 2025

In der Dezember-Ausgabe ergründet Thomas Assheuer, was die völkische Rechte mit der Silicon-Valley-Elite verbindet, und erkennt in Ernst Jünger, einem Vordenker des historischen Faschismus, auch einen Stichwortgeber der Cyberlibertären. Ob in den USA, Russland, China oder Europa: Überall bilden Antifeminismus, Queerphobie und die selektive Geburtenförderung wichtige Bausteine faschistischer Biopolitik, argumentiert Christa Wichterich. Friederike Otto wiederum erläutert, warum wir trotz der schwachen Ergebnisse der UN-Klimakonferenz nicht in Ohnmacht verfallen dürfen und die Narrative des fossilistischen Kolonialismus herausfordern müssen. Hannes Einsporn warnt angesichts weltweit hoher Flüchtlingszahlen und immer restriktiverer Migrationspolitiken vor einem Kollaps des globalen Flüchtlingsschutzes. Und die Sozialwissenschaftler Tim Engartner und Daniel von Orloff zeigen mit Blick auf Großbritannien und die Schweiz, wie wir dem Bahndesaster entkommen könnten – nämlich mit einer gemeinwohlorientierten Bürgerbahn. 

Zur Ausgabe Probeabo

Weitere Artikel zum Thema Bildungspolitik

Drei Millionen ohne Abschluss: Was tun?

von Maike Rademaker

Die Zahl war lediglich einen Tag lang einige Schlagzeilen wert: Rund 2,9 Millionen junge Menschen zwischen 20 und 34 Jahren hierzulande haben keinen Berufsabschluss. Maike Rademaker analysiert Gründe und Lösungsansätze.