Ausgabe November 2003

Gegen-Globalisierung

Das Jahr 2003 drohte ein Jahr des Scheiterns des Multilateralismus zu werden, insbesondere der Vereinten Nationen und der internationalen Organisationen. Es begann mit der Niederlage der UNO im Zuge des Irakkriegs. Kofi Annan bezeichnete die Politik der Präventivschläge als fundamentale Herausforderung der Weltorganisation und warnte vor der Gefahr, dass hier ein Präzedenzfall für die Umgehung der globalen Konfliktregelungsmechanismen geschaffen werde. Ohne Erfolg. Seinen Fortgang nahm das Desaster der globalen Institutionen im September mit dem Scheitern der WTO-Verhandlungen in Cancún.

Steht dieses Jahr 2003 also für das Ende der internationalen Organisationen und damit für den Anfang vom Ende des Multilateralismus? Mitnichten. Vielmehr spricht vieles dafür, dass 2003 zum Jahr einer anderen Globalisierung avancieren könnte – und zum Anfang radikaler Infragestellung der USA als der letzten verbliebenen Supermacht. Die 14jährige Zwischenzeit nach Ende der Bipolarität, in der die Vereinigten Staaten über nahezu uneingeschränkte Macht zu verfügen schienen, neigt sich ihrem Ende zu.

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In der Dezember-Ausgabe ergründet Thomas Assheuer, was die völkische Rechte mit der Silicon-Valley-Elite verbindet, und erkennt in Ernst Jünger, einem Vordenker des historischen Faschismus, auch einen Stichwortgeber der Cyberlibertären. Ob in den USA, Russland, China oder Europa: Überall bilden Antifeminismus, Queerphobie und die selektive Geburtenförderung wichtige Bausteine faschistischer Biopolitik, argumentiert Christa Wichterich. Friederike Otto wiederum erläutert, warum wir trotz der schwachen Ergebnisse der UN-Klimakonferenz nicht in Ohnmacht verfallen dürfen und die Narrative des fossilistischen Kolonialismus herausfordern müssen. Hannes Einsporn warnt angesichts weltweit hoher Flüchtlingszahlen und immer restriktiverer Migrationspolitiken vor einem Kollaps des globalen Flüchtlingsschutzes. Und die Sozialwissenschaftler Tim Engartner und Daniel von Orloff zeigen mit Blick auf Großbritannien und die Schweiz, wie wir dem Bahndesaster entkommen könnten – nämlich mit einer gemeinwohlorientierten Bürgerbahn. 

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