Südkorea schaut auf äußerst turbulente Monate zurück, die die politischen Machtverhältnisse grundlegend verändert haben. Korea-Kenner Karl Grobe sprach in der "Frankfurter Rundschau" gar von einer "Handy Revolution", die stattgefunden habe. Mit Kerzendemonstrationen, zu denen sich allabendlich Hunderttausende auf den Straßen Seouls versammelten, brachte die südkoreanische Bevölkerung zum Ausdruck, wie sehr sie das von der Parlamentsopposition angestrengte Impeachment- Verfahren gegen den Präsidenten missbilligte. So überraschte auch der grandiose Wahlsieg von Präsident Rohs Our Open Party (Uri-Partei) bei der Parlamentswahl am 15. April nicht wirklich. Und wie bereits bei Rohs Wahl zum Präsidenten spielten die Netizens bei der Organisierung des Protests gegen das Impeachment und der Mobilisierung für die Parlamentswahl eine entscheidende Rolle. Netizen - das aus "Net" und "Citizen" zusammengesetzte Kunstwort - steht für die mittels Internet und mobiler Telefone vernetzten Bürger, die vor allem der jüngeren Generation angehören.
In der November-Ausgabe ergründen Carolin Amlinger und Oliver Nachtwey die Anziehungskraft des demokratischen Faschismus. Frank Biess legt die historischen Vorläufer von Trumps autoritärer Wende offen – ebenso wie die Lebenslügen der Bundesrepublik. Daniel Ziblatt zieht Lehren aus der Weimarer Republik für den Umgang mit den Autokraten von heute. Annette Dittert zeigt, wie Elon Musk und Nigel Farage die britische Demokratie aus den Angeln zu heben versuchen. Olga Bubich analysiert, wie Putin mit einer manipulierten Version der russischen Geschichte seinen Krieg in der Ukraine legitimiert. Ute Scheub plädiert für die Umverteilung von Wohlstand – gegen die Diktatur der Superreichen. Sonja Peteranderl erörtert, inwiefern sich Femizide und Gewalt gegen Frauen mit KI bekämpfen lassen. Und Benjamin von Brackel und Toralf Staud fragen, ob sich der Klimakollaps durch das Erreichen positiver Kipppunkte verhindern lässt.