Am 23. April erklärte Jan Egeland, der UN-Nothilfekoordinator für den Sudan, das schlimmste humanitäre Drama der Welt spiele sich zurzeit weder im Irak noch in den palästinensischen Territorien ab, sondern in Darfur. Tatsächlich hat sich seit Anfang des Jahres die Situation in der westsudanesischen Provinz dramatisch verschärft. Dabei ist der dortige offene Krieg nur Teil einer Reihe von Regionalkonflikten, die sich seit dem islamistischen Militärputsch vom Juni 1989 in der Peripherie des großflächigsten afrikanischen Landes verschärften. 1
Die Gründe dafür liegen nicht nur in der Arabisierungs- und Islamisierungspolitik des Regimes, die sich auch gegen marginalisierte islamische, aber nicht-arabische Minderheiten richtet, sondern auch im zunehmenden ökonomischen Gefälle zwischen der Zentralregion und den Randgebieten des Sudan. Während in den Zentren zumindest eine meist aus Angehörigen der Regierungspartei Nationale Islamische Front (NIF) rekrutierte Mittelschicht von der ökonomischen Liberalisierung, die dem Sudan auch die Anerkennung des Internationalen Währungsfonds sicherte,2 profitieren konnte, verschärfte sich die ökonomische Situation in den Randgebieten des Landes.