Sri Lanka, jene Insel südlich von Indien mit ihren 19 Millionen Einwohnern, früher Paradies für Gewürze, heute Anziehungspunkt für Touristen und wegen seiner demokratischen Institutionen gepriesen, wurde zunächst von Sozialwissenschaftlern als Modell gesellschaftlicher Entwicklung entdeckt – vor allem aufgrund seiner religiösen Vielfalt aus Buddhisten (69 Prozent), Hindus (15 Prozent), Christen und Muslimen (je 7 Prozent) aber auch als Vielvölkerstaat aus indogermanischen Singhalesen (74 Prozent), Sri Lanka Tamilen (12 Prozent), Indian Tamils im Plantagenhochland (6 Prozent) und den ebenfalls Tamil sprechenden Moors (Arabern, Persern, Malayen). Nach dem Ausbruch des Bürgerkrieges im Jahre 1983 mit inzwischen über 60 000 Toten ist das Land jedoch zunehmend in das Blickfeld von Politikern und Kriegsforschern geraten.
Die Sri Lanka Tamilen werden praktisch seit der Unabhängigkeit von 1948 durch die Sinhala-buddhistische Mehrheit diskriminiert: durch den Entzug von Staatsbürgerschaft und Wahlrecht für die Indian Tamils (1948/49), die seinerzeitige Erhebung von Sinhala zur einzigen Nationalsprache (1956), die Quotierung von Studienplätzen zu Gunsten der Singhalesen (1972), die zunehmende Singhalisierung des öffentlichen Dienstes, einschließlich Polizei und Armee, sowie die amtlich geförderte Ansiedlung singhalesischer Bauern in traditionellem tamilischen Gebiet.