Wohl keine Organisation - sieht man von der SPD ab - steht derzeit stärker mit dem Rücken zur Wand als die Gewerkschaften. Die Erosion des Flächentarifvertrages und fortgesetzte Angriffe auf die Tarifautonomie, permanenter Mitgliederschwund und anhaltende Dauerarbeitslosigkeit lassen das Bild von überkommenen Organisationen und Reformverhinderern entstehen. Kurzum: Die deutschen Gewerkschaften befinden sich im Abwehrkampf.
Neben dieser deutschen Innensicht existiert jedoch eine andere Perspektive: die Internationalisierung der Gewerkschaftsbewegung und ihre Öffnung gegenüber den neuen sozialen Akteuren. Die Aktionsformen reichen von der "Battle von Seattle" bis zur Gründung erster "Weltbetriebsräte". Das Neue daran: Die Firmenzentralen und nicht mehr die Arbeitgeberverbände werden zum relevanten Adressaten. Es stellt sich damit die Frage, ob wir tatsächlich an der Schwelle zu neuen globalen Arbeitsbeziehungen stehen und inwieweit die (deutschen) Gewerkschaften darin eine maßgebliche Rolle spielen können.
Das Scheitern der Freiwilligkeit
In den 90er Jahren haben die kapitalistische Globalisierung der Wertschöpfungsketten und die durch sie verstärkten Menschenrechtsverletzungen und Umweltzerstörungen den Protest zivilgesellschaftlicher Gruppen (NGOs) hervorgerufen. Die Konzerne reagierten mit einer Vielzahl an freiwilligen Verhaltenskodizes (Codes of Conduct).