Ausgabe November 2005

Das Empire im Zweifrontenkrieg

In den frühen 70er Jahren war es, als die so genannte Dritte Welt die metropolitanen Industriestaaten in die Defensive drängte: Gerade hatte der durch die OPEC ausgelöste Erdölschock wellenartig den Globus überrollt; andere Rohstoffkartelle versuchten nachzuziehen; in Lateinamerika gärte es revolutionär. Dritte-Welt-Staaten, angefeuert von Rot-China, setzten in den Vereinten Nationen die „Charta der Rechte und Pflichten der Staaten“ durch, eine quasi-völkerrechtliche Aufforderung zur Nationalisierung von ausländischen Konzernen mit ihren Rohstoffextraktionen. Derweil begann Fidel Castros Kuba in Afrika mit einer revolutionsunterstützenden Militärkampagne, die auf ihrem Höhepunkt 50 000 Kampfsoldaten, 1000 Panzer und 1600 Artilleriegeschütze umfasste und Südafrikas Apartheid-Regime, Stützpunkt des Westens gegen die Dritte Welt, eine demütigende Niederlage beibrachte.

Was also tun? Zur Beantwortung dieser nicht erst seit Lenin immer wieder notwendigen Frage etablierte sich in Washington 1973 die „Trilaterale Kommission“, ein loses Konsortium von mehreren hundert Führungspersönlichkeiten aus den USA, Westeuropa und Japan. Dieses Forum beauftragte erstklassige Analytiker, übrigens nicht reaktionärer, sondern durchaus progressiver Orientierung, mit der Ausarbeitung von Entwürfen, um dem Westen aus der Patsche zu helfen.

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Aktuelle Ausgabe September 2025

In der September-Ausgabe plädiert Lea Ypi für eine Migrationsdebatte im Sinne der Aufklärungsphilosophie. Cinzia Sciuto fordert, der zunehmenden Aushöhlung des Völkerrechts mit einer entschiedenen Verteidigung desselben zu begegnen – und nicht mit Resignation und falschem Realismus. Für Georg Diez markieren die Kriegsverbrechen in Gaza und die fehlenden Reaktionen darauf einen Epochenbruch; sie stünden für nicht weniger als den Verrat des Westens an der Humanität. Herfried Münkler analysiert, wie Kriege historisch endeten und Friedenszeiten begannen und was das mit Blick auf den Ukrainekrieg bedeutet. Simone Schlindwein deckt auf, wie Russland junge Afrikanerinnen mit falschen Versprechen für die Kriegswirtschaft rekrutiert. Warum die grüne Digitalisierung ein Mythos ist und was der KI-Boom den Globalen Süden kostet, erläutern Ingo Dachwitz und Sven Hilbig. Und Eva-Maria Klinkisch sowie Markus Rieger-Ladich zeigen auf, wie Long Covid-Betroffene von der Gesellschaft und dem Gesundheitssystem systematisch ignoriert werden – und was dagegen zu tun ist. 

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