Ausgabe September 2005

Europas letzte Chance: Kosmopolitismus von unten

Europa steckt in der Krise: institutionell, wirtschaftlich und politisch – und das nicht erst seit den gescheiterten Verfassungsreferenden in Frankreich und den Niederlanden. Europa hatte sich längst zuvor in eine Sackgasse manövriert. Mit dem Maastrichter Vertrag war es zu Beginn der 90er Jahre zwar gelungen, die wirtschaftliche Integration weitgehend zu vollenden, über die gleichzeitig angestrebte politische Integration konnte aber weder in Maastricht (1991), noch mit den Verträgen von Amsterdam (1997) und Nizza (2000) eine Einigung erzielt werden. Seit Maastricht wird die Europapolitik nicht durch politische Projekte und strategische Visionen geprägt, sondern durch die immer unverdaulicheren Überbleibsel der noch immer unvollendeten politischen Integration.

Die Malaise des europäischen Projekts erfolgt zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt. Die Ökonomien der meisten Mitgliedstaaten stagnieren; die Arbeitslosigkeit ist unverändert und inakzeptabel hoch; die Verschuldung der öffentlichen Haushalte nimmt weiter zu. Inzwischen gelingt es immer weniger Mitgliedstaaten der EU, die Stabilitätskriterien des Maastrichter Vertrages zu erfüllen. Und die politischen Reaktionen auf diese Schwierigkeiten sind durchaus typisch.

Sie haben etwa 3% des Textes gelesen. Um die verbleibenden 97% zu lesen, haben Sie die folgenden Möglichkeiten:

Artikel kaufen (1€)
Digitalausgabe kaufen (10€)
Anmelden

Aktuelle Ausgabe Oktober 2025

In der Oktober-Ausgabe wertet Seyla Benhabib das ungehemmte Agieren der israelischen Regierung in Gaza als Ausdruck einer neuen Ära der Straflosigkeit. Eva Illouz ergründet, warum ein Teil der progressiven Linken auf das Hamas-Massaker mit Gleichgültigkeit reagiert hat. Wolfgang Kraushaar analysiert, wie sich Gaza in eine derart mörderische Sackgasse verwandeln konnte und die Israelsolidarität hierzulande vielerorts ihren Kompass verloren hat. Anna Jikhareva erklärt, warum die Mehrheit der Ukrainer trotz dreieinhalb Jahren Vollinvasion nicht zur Kapitulation bereit ist. Jan Eijking fordert im 80. Jubiläumsjahr der Vereinten Nationen mutige Reformen zu deren Stärkung – gegen den drohenden Bedeutungsverlust. Bernd Greiner spürt den Ursprüngen des Trumpismus nach und warnt vor dessen Fortbestehen, auch ohne Trump. Andreas Fisahn sieht in den USA einen „Vampirkapitalismus“ heraufziehen. Und Johannes Geck zeigt, wie rechte und islamistische Rapper Menschenverachtung konsumierbar machen.

Zur Ausgabe Probeabo

Weitere Artikel zum Thema