Wählen ändert nicht viel – jedenfalls nicht in Schweden. Davon waren viele Kommentatoren im In- und Ausland überzeugt, als in dem skandinavischen Land am 17. September d.J. über die Zusammensetzung eines neuen Reichstags entschieden wurde. „Alle Schweden sind Sozialdemokraten“, schrieb etwa der Verleger Svante Weyler in der „Süddeutschen Zeitung“, „nur dass alle vier Jahre ein Teil der Sozialdemokraten konservativ, liberal oder sonstwie anders wählt. Wenn dann [...] die Opposition gewinnt [...], bleibt dennoch alles, wie es war.“1
Auch nachdem sich am Wahlabend herausstellte, dass die an die Macht gewöhnten Sozialdemokraten mit 35 Prozent ihr schlechtestes Ergebnis seit 1914 erzielt hatten und erstmals seit 1991 wieder eine bürgerliche Koalition das Land regieren würde, hielt sich diese Einschätzung hartnäckig. Der Politikwissenschaftler Bo Rothstein feierte den bürgerlichen Wahlsieg gar als „Triumph der Sozialdemokraten“: Zwar habe die Partei des bisherigen Regierungschefs Göran Persson die Wahl verloren, jedoch nur deshalb, weil die Bürgerlichen um Fredrik Reinfeldt ihre Politik längst übernommen hätten.2
Rothsteins Einschätzung rührt daher, dass Reinfeldt seinen Vorgänger mit dessen eigenen Mitteln, nämlich einer linken Rhetorik, angegriffen und geschlagen hat.