Ausgabe Februar 2006

Fluch oder Segen?

Öl und Demokratie in Osttimor sowie São Tomé und Príncipe

Neue Technologien der Erschließung von tief verborgenen Ölvorkommen haben einigen Staaten der „Dritten Welt“ in den letzten Jahren einen unerwarteten Geldsegen beschert. Von hohen Wachstumsraten wie im westafrikanischen Äquatorialguinea von 34 Prozent oder im Tschad von 31 Prozent können die rezessionsgeplagten Industrienationen und selbst Petrodollar- verwöhnte OPEC-Staaten nur träumen.1 Dass die Ölbonanza in den meisten Ländern jedoch weder einen wirtschaftlichen noch demokratischen Aufschwung mit sich bringt und oft destabilisierend wirkt, ist ein allgemein als „Ressourcenfluch“ bekanntes Phänomen.

Das Szenario ist immer das gleiche: Ein explosionsartiges Wachstum des Bruttoinlandsproduktes (BIP) hilft den Staatseliten, mit Petrodollars ihre Macht zu festigen. Loyalität wird gut bezahlt, die erforderliche Mehrheit der Stimmen bei eventuell anfallenden Wahlen ebenso. Wichtige Reformen werden auf die lange Bank geschoben, denn die begehrten Ressourcen machen immun gegen den Druck der internationalen Gemeinschaft. Das erst seit Mitte der 90er Jahre im Ölrausch schwelgende Äquatorialguinea wird so weiterhin von Teodoro Obiang Nguema, einem der dienstältesten Diktatoren Afrikas, beherrscht.

Sie haben etwa 5% des Textes gelesen. Um die verbleibenden 95% zu lesen, haben Sie die folgenden Möglichkeiten:

Artikel kaufen (1€)
Digitalausgabe kaufen (10€)
Anmelden

Aktuelle Ausgabe Dezember 2025

In der Dezember-Ausgabe ergründet Thomas Assheuer, was die völkische Rechte mit der Silicon-Valley-Elite verbindet, und erkennt in Ernst Jünger, einem Vordenker des historischen Faschismus, auch einen Stichwortgeber der Cyberlibertären. Ob in den USA, Russland, China oder Europa: Überall bilden Antifeminismus, Queerphobie und die selektive Geburtenförderung wichtige Bausteine faschistischer Biopolitik, argumentiert Christa Wichterich. Friederike Otto wiederum erläutert, warum wir trotz der schwachen Ergebnisse der UN-Klimakonferenz nicht in Ohnmacht verfallen dürfen und die Narrative des fossilistischen Kolonialismus herausfordern müssen. Hannes Einsporn warnt angesichts weltweit hoher Flüchtlingszahlen und immer restriktiverer Migrationspolitiken vor einem Kollaps des globalen Flüchtlingsschutzes. Und die Sozialwissenschaftler Tim Engartner und Daniel von Orloff zeigen mit Blick auf Großbritannien und die Schweiz, wie wir dem Bahndesaster entkommen könnten – nämlich mit einer gemeinwohlorientierten Bürgerbahn. 

Zur Ausgabe Probeabo

Weitere Artikel zum Thema