Ausgabe Januar 2006

Kinder und Rente: Welchen Wohlfahrtsstaat brauchen wir?

Wenn es um die Diagnose der Missstände unseres gegenwärtigen Sozialsystems geht, dominiert etwa folgende Analyse den Markt: Die Alterung unserer Gesellschaften stellt uns vor ein großes Problem, nämlich das der Nachhaltigkeit. Wie können wir das ganze Wohlfahrtsstaats-Gebäude, dass wir in der Nachkriegszeit errichtet haben, künftig finanzieren? Problemverschärfend wirkt die Tatsache, dass für die Jungen in Zukunft wenig übrig bleiben wird, wenn die Alten einen immer größeren Anteil unserer Ressourcen verbrauchen.

Ich möchte diese Standardformel umkehren. Wie ich die Dinge sehe und, bisher ohne allzu großen Erfolg, den Politikern nahe zu bringen versuche, müsste unser Slogan etwa so lauten: Eine gute Rentenpolitik beginnt mit Babys. Das mag banal klingen, aber der Punkt ist ziemlich wichtig. Ich bin überzeugt, dass jeder Versuch, unsere Sozialpolitik zu erneuern und zu einer Neukonzeption des Wohlfahrtsstaats zu kommen, mit einer konsistenten Lebensverlaufsanalyse beginnen muss. Wer eine solide Sozialpolitik für das 21. Jahrhundert entwickeln will, muss über Lebenszyklen nachdenken und darüber, was sich in unserem Lebensablauf verändert. Nach dieser Methode werde ich verfahren, um zu zeigen, dass jede gute Politik mit Babys anfängt. Das ist im Grunde nichts Neues.

Sie haben etwa 3% des Textes gelesen. Um die verbleibenden 97% zu lesen, haben Sie die folgenden Möglichkeiten:

Artikel kaufen (3.00€)
Digitalausgabe kaufen (10€)
Anmelden

Aktuelle Ausgabe November 2025

In der November-Ausgabe ergründen Carolin Amlinger und Oliver Nachtwey die Anziehungskraft des demokratischen Faschismus. Frank Biess legt die historischen Vorläufer von Trumps autoritärer Wende offen – ebenso wie die Lebenslügen der Bundesrepublik. Daniel Ziblatt zieht Lehren aus der Weimarer Republik für den Umgang mit den Autokraten von heute. Annette Dittert zeigt, wie Elon Musk und Nigel Farage die britische Demokratie aus den Angeln zu heben versuchen. Olga Bubich analysiert, wie Putin mit einer manipulierten Version der russischen Geschichte seinen Krieg in der Ukraine legitimiert. Ute Scheub plädiert für die Umverteilung von Wohlstand – gegen die Diktatur der Superreichen. Sonja Peteranderl erörtert, inwiefern sich Femizide und Gewalt gegen Frauen mit KI bekämpfen lassen. Und Benjamin von Brackel und Toralf Staud fragen, ob sich der Klimakollaps durch das Erreichen positiver Kipppunkte verhindern lässt.

Zur Ausgabe Probeabo

Weitere Artikel zum Thema

Drei Millionen ohne Abschluss: Was tun?

von Maike Rademaker

Die Zahl war lediglich einen Tag lang einige Schlagzeilen wert: Rund 2,9 Millionen junge Menschen zwischen 20 und 34 Jahren hierzulande haben keinen Berufsabschluss. Maike Rademaker analysiert Gründe und Lösungsansätze.