Ausgabe Juli 2006

Kultur der Einwanderung oder Krise der Integration

Nordamerika und Europa im Vergleich

Verfechter der multikulturellen Gesellschaft und der mit ihr verbundenen Idee einer kulturelle Differenz wahrenden Integration von Einwanderern sehen sich in jüngster Zeit stark in die Defensive gedrängt. Wurde der Multikulturalismus noch vor wenigen Jahren vorrangig unter dem Signum der Bereicherung wahrgenommen, gilt er in weiten Teilen der politischen Öffentlichkeit inzwischen als unwiderruflich gescheitert. Wenn gegenwärtig noch von der Aufgabe der Integration von Migrantinnen und Migranten und des Umgangs mit kultureller Vielfalt die Rede ist, so findet diese fast durchgängig in Bezug auf ein Bedrohungsszenario Erwähnung. Insbesondere in Europa beherrscht der Gedanke einer Gefährdung durch den politisch radikalisierten Islamismus die Debatte. Phänomene wie das Aufbegehren der Jugendlichen in den Banlieus von Paris, die Debatte um den Stellenwert des Kopftuchs in öffentlichen Institutionen, die Ermordung von Theo van Gogh, der Streit um die dänischen Mohammed-Karikaturen, „Ehrenmorde“ an jungen Musliminnen und die unterstellte Herausbildung so genannter Parallelgesellschaften werden – zumindest in der dominanten europäischen Debatte – durch den Verweis auf die Bedrohung durch religiösen Fundamentalismus und nicht tolerierbare kulturelle Differenzen gedeutet.

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In der Dezember-Ausgabe ergründet Thomas Assheuer, was die völkische Rechte mit der Silicon-Valley-Elite verbindet, und erkennt in Ernst Jünger, einem Vordenker des historischen Faschismus, auch einen Stichwortgeber der Cyberlibertären. Ob in den USA, Russland, China oder Europa: Überall bilden Antifeminismus, Queerphobie und die selektive Geburtenförderung wichtige Bausteine faschistischer Biopolitik, argumentiert Christa Wichterich. Friederike Otto wiederum erläutert, warum wir trotz der schwachen Ergebnisse der UN-Klimakonferenz nicht in Ohnmacht verfallen dürfen und die Narrative des fossilistischen Kolonialismus herausfordern müssen. Hannes Einsporn warnt angesichts weltweit hoher Flüchtlingszahlen und immer restriktiverer Migrationspolitiken vor einem Kollaps des globalen Flüchtlingsschutzes. Und die Sozialwissenschaftler Tim Engartner und Daniel von Orloff zeigen mit Blick auf Großbritannien und die Schweiz, wie wir dem Bahndesaster entkommen könnten – nämlich mit einer gemeinwohlorientierten Bürgerbahn. 

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