Ausgabe Juli 2006

Vom Kind zum Fall

Die Kinderschutzpolitik von New Labour

Fälle von Kindesmisshandlung und Vernachlässigung, Schulverweigerung und die durch die Rütli-Schule ausgelöste Debatte um den Zustand der Hauptschulen – seit geraumer Zeit ist der Streit um den richtigen Umgang mit „Problemkindern“ und ihren Eltern in vollem Gange. Ohne dass bisher ein Konsens über erforderliche Maßnahmen erzielt werden konnte, werden zunehmend größere Eingriffsmöglichkeiten des Staates gefordert. Um einen Vorgeschmack auf eine mögliche Entwicklung zu bekommen, könnte ein Blick nach England helfen. Denn dort befindet sich die Debatte bereits in einem anderen Stadium – nämlich dem der administriellen Umsetzung.

Am 25. Februar 2000 starb die achtjährige Viktoria Climbié nach Monaten schwerster physischer und psychischer Misshandlungen und Vernachlässigung im „St. Mary’s Hospital Paddington“ in London. Ihre Großtante und deren Lebensgefährte wurden am 12. Januar 2001 wegen Mordes zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt. Die britische Öffentlichkeit reagierte äußerst empört auf die brutale Tat. Viktoria wurde zum Symbol für viele Kinder in Not, die keine rechtzeitige, lebensrettende Hilfe erhalten. Lord Laming, Untersuchungsbeauftragter der britischen Regierung, deckte in seinem Bericht die schockierende Schwäche und das skandalöse Versagen des britischen Kinderschutzsystems auf.

Sie haben etwa 5% des Textes gelesen. Um die verbleibenden 95% zu lesen, haben Sie die folgenden Möglichkeiten:

Artikel kaufen (1€)
Digitalausgabe kaufen (10€)
Anmelden

Aktuelle Ausgabe Oktober 2025

In der Oktober-Ausgabe wertet Seyla Benhabib das ungehemmte Agieren der israelischen Regierung in Gaza als Ausdruck einer neuen Ära der Straflosigkeit. Eva Illouz ergründet, warum ein Teil der progressiven Linken auf das Hamas-Massaker mit Gleichgültigkeit reagiert hat. Wolfgang Kraushaar analysiert, wie sich Gaza in eine derart mörderische Sackgasse verwandeln konnte und die Israelsolidarität hierzulande vielerorts ihren Kompass verloren hat. Anna Jikhareva erklärt, warum die Mehrheit der Ukrainer trotz dreieinhalb Jahren Vollinvasion nicht zur Kapitulation bereit ist. Jan Eijking fordert im 80. Jubiläumsjahr der Vereinten Nationen mutige Reformen zu deren Stärkung – gegen den drohenden Bedeutungsverlust. Bernd Greiner spürt den Ursprüngen des Trumpismus nach und warnt vor dessen Fortbestehen, auch ohne Trump. Andreas Fisahn sieht in den USA einen „Vampirkapitalismus“ heraufziehen. Und Johannes Geck zeigt, wie rechte und islamistische Rapper Menschenverachtung konsumierbar machen.

Zur Ausgabe Probeabo

Weitere Artikel zum Thema

Drei Millionen ohne Abschluss: Was tun?

von Maike Rademaker

Die Zahl war lediglich einen Tag lang einige Schlagzeilen wert: Rund 2,9 Millionen junge Menschen zwischen 20 und 34 Jahren hierzulande haben keinen Berufsabschluss. Maike Rademaker analysiert Gründe und Lösungsansätze.